Googles iOS-App manipuliert Web-Inhalte – ohne Opt-in
Growth Hacking à la Google: Der Browser der iOS-App setzt auf fremden Webseiten eigenmächtig Links. Diese führen stets zu Google-Diensten.
Google sorgt mit einer beiläufig angekündigten Neuerung in der iOS-App für Aufregung: Der in der iPhone- und iPad-App der Suchmaschine integrierte Browser blendet eigenmächtig Links auf fremden Webseiten ein, die stets zurück zu Google-Diensten führen. In einem von Google veröffentlichten Screenshot markiert der In-App-Browser den Text "Osaka Castle" automatisch als Link, ein Antippen führt zum zugehörigen Eintrag in Google Maps. Dort sind Angebote zu finden, an denen Google gewöhnlich mitverdient, etwa Hotelbuchungen oder Ticketverkäufe.
Google-Links zu Orten, Personen und Dingen
Auf diese Weise erhalten Nutzer zusätzliche Informationen aus Googles Knowledge Graph, erläuterte ein Community-Manager des Konzerns in einem Support-Eintrag. Solche Google-Links sollen etwa zu Wahrzeichen respektive Orten, Personen sowie Dingen eingeschmuggelt werden.
Besonders gekennzeichnet werden die automatisch gesetzten Verweise dem Screenshot zufolge nicht, allerdings scheinen sie sich zumindest von anderen – vom Webseiten-Betreiber gesetzten – Links zu unterscheiden. In Deutschland ließ sich das von Google gezeigte Beispiel auf einem iPhone der Mac & i-Redaktion nicht nachstellen, dort erschien kein automatisierter Link auf "Osaka Castle". Möglicherweise ist die Funktion bislang nur in anderen Regionen umgesetzt.
Kontrolle über den unerwünschten Link – Google nennt die Funktion "Page Annotations" – haben offenbar weder Nutzer noch Webseiten-Anbieter. Für letztere bietet der Suchmaschinenbetreiber lediglich an, nachträglich ein Opt-out zu beantragen. Ob geplant ist, Websites an über solche Links generierten Umsätzen zu beteiligen, bleibt offen – angekündigt wurde nichts dergleichen.
Google unter der Regulierer-Lupe
Der Zeitpunkt der Einführung einer solchen Funktion erstaunt: Als Gatekeeper wird Google in der EU bereits genau beobachtet und entfernte jüngst testweise eine in Suchergebnisse integrierte Google-Maps-Ansicht mit Hotelbuchungsmöglichkeiten – nach Beschwerden von Wettbewerbern. Um Google Monopolstellung bei Suchmaschinen zu brechen, hat das US-Justizministerium jüngst vorgeschlagen, den Browser Chrome abzuspalten. Zudem sollen Google die milliardenschweren Zahlungen an andere Browser-Hersteller untersagt werden, damit diese Google als Standard-Suchmaschine einrichten – so wie Apples Safari oder Mozillas Firefox.
(lbe)