Graylark schließt öffentlichen Zugang zu KI-Tool für Geolokalisierung

Das KI-Tool Geospy erkennt Orte auf Fotos. Bisher war es öffentlich zugänglich. Nachdem ein US-Medium berichtet hat, wurde der Zugang geschlossen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Screenshot Geospy

Geospy: Anfragen von Stalkern

(Bild: Graylark Technologies)

Lesezeit: 3 Min.

Ein Foto einer Landschaft oder einer Stadt – nur: Wo ist es entstanden? Das US-Unternehmen Graylark Technologies hat eine Software entwickelt, die diese Frage beantworten kann. Allerdings ist sie nicht für die Allgemeinheit gedacht – aus guten Gründen.

Geospy heißt das System, das mithilfe von Künstlicher Intelligenz feststellen kann, wo ein Foto aufgenommen wurde. Es kann einen Ort relativ genau bestimmen – also etwa in welcher Stadt oder welcher Gegend ein Foto aufgenommen wurde; bis auf die Straße oder gar Hausnummer geht es jedoch nicht.

Um einen Ort zu bestimmen, analysiert Geospy auf dem Foto enthaltene Informationen wie Vegetation, Baustil von Gebäuden oder Abstand der Bebauung. Selbst die Art des Straßenbelags wird einbezogen. Zuvor wurde das System mit Millionen von Bildern aus aller Welt trainiert.

Besonders gut ist es nach Angaben des Unternehmens bei der Erkennung von Orten in den USA. Aber es könne auch Orte anderswo auf der Welt identifizieren. Damit ermöglicht Geospy es Ungeübten, etwas in kürzester Zeit zu erledigen, wofür die Experten für Open Source Intelligence (OSINT) jahrelang trainieren und jedes Mal wieder einige Mühe aufwenden müssen.

Graylark Technologies hat Geospy ausdrücklich für Behörden, unter anderem für Strafverfolger entwickelt und 2024 vorgestellt. Bis vor Kurzem war das System jedoch öffentlich zugänglich, wie das US-Magazin 404 Media berichtet. 404 Media konnte ein kostenloses Nutzerkonto einrichten und das KI-System nutzen.

Bei den Tests von 404 Media identifizierte Geospy den Ort auf klaren und gut belichteten Smartphone-Fotos ebenso wie auf niedrig aufgelösten einer Überwachungskamera im öffentlichen Raum. Allerdings hatte Unternehmensgründer Daniel Heinen im Graylark-Discord vor einiger Zeit geschrieben, dass die öffentliche eine Demo-Version sei. Die Version für die Strafverfolger sei leistungsfähiger.

404 Media fragte Heinen nach einem Kommentar, erhielt aber keine Antwort. Allerdings schloss Graylark den öffentlichen Zugang zu Geospy.

Was praktisch sein kann – wer hat noch nicht ein altes Urlaubsfoto in der Hand gehalten und sich gefragt, wo das wohl entstanden ist –, bietet auch immense Möglichkeiten für Missbrauch durch Privatpersonen und Behörden. So fragten etwa Stalker Heinen über Discord, ob er bei der Suche nach bestimmten Frauen helfen könne, was Heinen jedoch vehement ablehnte.

”Es ist eine Sache, wenn die Polizei dies auf ein Foto anwendet, das ein Beweisstück in der Aufklärung eines schweren Verbrechens ist. Eine ganz andere Sache ist es, sie massenhaft zu verwenden, um eine Geolokalisierungsdatenbank zu erstellen oder Informationen über Personen zu sammeln, die nicht in mutmaßliche illegale Aktivitäten verwickelt sind”, sagte Cooper Quintin von der Electronic Frontier Foundation 404 Media. Er befürchtet zudem, dass Strafverfolger aufgrund ungenauer oder falscher Lokalisierungen von Geospy Unbeteiligte festnehmen könnten.

(wpl)