Großes Interesse an flexiblen Stromtarifen: Bitkom fordert mehr Smart Meter

Wenn viel Strom aus Sonne und Wind zur Verfügung steht, wird dieser in flexiblen Tarifen günstiger. Bislang sind diese in Deutschland nicht sehr verbreitet.

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(Bild: Krisana Antharith/Shutterstock.com)

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Von
  • Malte Kirchner

Vernetzte digitale Stromzähler, sogenannte Smart Meter, sind in Deutschland weiterhin wenig verbreitet. Dabei sei das Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an flexiblen Stromtarifen, die nur mithilfe von Smart Metern möglich sind, laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom sehr hoch. Mehr als zwei Drittel, 69 Prozent, könnten sich demnach vorstellen, einen solchen Tarif zu nutzen. An der repräsentativen Befragung haben über 1000 Bürger im Alter ab 18 Jahren teilgenommen.

Bei flexiblen Tarifen wird Strom in sonnen- und windreichen Zeiten, wenn dieser aus regenerativen Energien in großer Menge verfügbar ist, günstiger zur Verfügung gestellt. Allerdings kann er in Zeiten ohne viel Wind und Sonne auch teurer ausfallen als die bislang üblichen Fixpreise, die Verbraucher zahlen.

Mit flexiblen Tarifen können "Elektrogeräte vor allem dann genutzt werden, wenn gerade viel Wind weht oder die Sonne scheint", erläutert Sebastian Schaule, Referent für Energie bei der Bitkom. Auch für das kostengünstige Laden eines Elektroautos sei das interessant. 62 Prozent der Befragten zeigten grundsätzlich Interesse an intelligenten Geräten, die sich bei günstigem Strom automatisch einschalten.

Technische Voraussetzung hierfür sind jedoch Smart Meter. Diese können in Echtzeit den Verbrauch messen. Die meisten Staaten in Europa haben laut Bitkom inzwischen alle oder einen Großteil ihrer Haushalte damit ausgestattet. In Deutschland seien Anfang 2022 rund 150.000 intelligente Messesysteme mit dem Smart Meter Gateway ausgestattet gewesen. Deutschland gehe hierbei nach Darstellung der Bitkom mit Blick auf die Energiewende einen Sonderweg und stelle hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit und an die Steuerbarkeit von Geräten über die Schnittstelle. Vorgeschrieben ist ein Smart-Meter-Gateway mit dem zugehörigen digitalen Zähler hierzulande unter anderem für Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von über 6000 kWh.

Laut Befragung interessieren sich 57 Prozent der Befragten für smarte Zähler. 20 Prozent könnten sich die Nutzung auf jeden Fall vorstellen. Im vergangenen Jahr war die Ablehnung der intelligenten Zähler noch höher. "Für eine erfolgreiche Energiewende ist ein zügiger Smart-Meter-Rollout unerlässlich", sagt Schaule. Die Verbraucherzentrale weist unterdessen darauf hin, dass mit Smart Metern auch höhere Kosten auf Haushalte zukommen. Es gebe aber gesetzliche Obergrenzen, auf die sich Verbraucher berufen können.

Spanien hat nach Erhebungen der Bitkom bereits Ende 2018 alle Haushalte mit Smart Metern versorgt. Im Jahr 2006 startete die Umrüstung mit rund 28 Millionen Geräten. Italien ist Vorreiter für Smart Meter in Europa. Dort begann schon 2001 der Ausbau. Inzwischen ist bereits die zweite Generation flächendeckend im Einsatz. Auch Schweden hat eine 100-Prozent-Abdeckung mit rund 5,3 Millionen Geräten. Der Ausbau begann 2002 und wurde 2009 abgeschlossen. In den Niederlanden wurde im Jahr eine Einbauquote von mindestens 90 Prozent erreicht. In den jeweiligen Ländern seien Anreize für Versorger und Kunden geschaffen worden, um die Smart Meter rasch einzuführen. Für die Versorger fielen hauptsächlich Ablesekosten weg. Die Verbraucher profitierten von günstigeren Tarifen, sofern sie ihren Stromverbrauch an die günstigeren Zeiten anpassen konnten.

80 Prozent der von der Bitkom Befragten gaben an, vor dem Hintergrund des Klimawandels ihren Umgang mit dem Energieverbrauch bereits geändert zu haben, etwa durch Stromsparen oder die Umstellung auf Ökostrom. 79 Prozent wollen einen aktiven Beitrag leisten, indem sie weniger Strom verbrauchen.

(mki)