Grundbaustein auch für Leben: Kohlenstoff wohl doch kurz nach Urknall entstanden

Kohlenstoff könnte zu den frühesten schwereren Elementen des Universums gehören. Das legt eine neue Entdeckung mit womöglich weitreichenden Konsequenzen nahe.

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Computergenerierte Darstellung des Weltraumteleskops James Webb

(Bild: NASA GSFC/CIL/Adriana Manrique Gutierrez)

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Eine Forschungsgruppe hat mit dem Weltraumteleskop James Webb in einer sehr jungen Galaxie im frühen Universum überraschende Mengen an Kohlenstoff gefunden. Bisher sei man davon ausgegangen, dass der Stoff erst vergleichsweise spät in substanzieller Menge entstand, nämlich eine Milliarde Jahre nach dem Urknall, erklärt Roberto Maiolino von der Universität Cambridge jetzt.

Nachgewiesen habe die Gruppe es nun, aber vergleichsweise viel davon in einer Galaxie nur 350 Millionen Jahre nach dem Urknall. Das deute nicht nur darauf hin, dass bisherige Theorien zur Bildung der Elemente überarbeitet werden müssen und Kohlenstoff womöglich schon das dritte schwere Element war, das entstanden ist. Die Entstehung von Leben könnte deshalb viel früher möglich gewesen sein.

Wie die Forschungsgruppe in Erinnerung ruft, bestand das Universum in der Frühzeit nach dem Urknall fast vollständig aus Wasserstoff und Helium, sowie kleinen Mengen an Lithium. Alle anderen Elemente wurden erst später in Sternen produziert und in gewaltigen Explosionen ins All geschleudert. In der Astronomie spricht man dabei von Metallen. Mit jeder Generation von Sternen wurden den Theorien zufolge mehr und andere dieser Metalle produziert, bis genügend Stoffe vorhanden waren, um beispielsweise Gesteinsplaneten wie unsere Erde und schließlich gar die Entwicklung von Leben zu ermöglichen. Weil irdisches Leben auf Kohlenstoff basiert, kommt dem Element dabei eine zentrale Rolle zu.

Dass man bei der Analyse von Spektraldaten der frühen Galaxien so viel Kohlenstoff entdecken konnte, sei eine Überraschung gewesen, erklärt Maiolino jetzt. Man sei davon ausgegangen, dass das Element durch völlig andere Prozesse und viel später gebildet wurde. Der Fund lege nahe, dass die frühen Sternengenerationen ganz anders funktioniert haben, als angenommen. Eine Hypothese ist demnach, dass Kohlenstoff doch in großen Mengen bei Sternenexplosionen ins All geschleudert wurde, während Sauerstoff zurückgeblieben und mit in Schwarze Löcher kollabiert ist. Damit sei auch die Entstehung von Leben im Kosmos viel früher möglich gewesen. Vorgestellt wird die Entdeckung bald im Fachmagazin Astronomy & Astrophysics.

(mho)