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HTC U11: Highend-Smartphone zum Drücken

Hannes A. Czerulla
HTC U11: High-End-Smartphone zum Drücken

HTC hat mit dem U11 sein aktuelles Spitzenmodell vorgestellt. Sein Gehäuse reagiert, sobald man es zusammendrückt. Vier eingebaute Mikrofone sollen außerdem dafür sorgen, dass es besonders gut mit Google Assistant & Co. zusammenarbeitet.

HTC hat ein neues Bedienelement fürs Smartphone entdeckt: das Gehäuse. Das neue Highend-Smartphone U11 lässt sich nicht nur mithilfe des Touchscreens bedienen, sondern reagiert auch, wenn man es in der Hand zusammendrückt. Genauer gesagt, muss der Nutzer Druck auf den rechten und linken Teil des Gehäusemetallrahmen ausüben. Wie viel Druck, legt man vor der ersten Nutzung per Kalibrierung fest. Das soll vor allem verhindern, dass das Telefon versehentlich Befehle auslöst, wenn man das Gerät mal etwas kräftiger anpackt.

Im Kurztest reagierte das U11 wirklich nur dann, wenn wir es wollten. Da laut Hersteller keine mechanischen Teile eingebaut sind, gibt es nicht spürbar nach. Stattdessen vibriert es kurz und kräftig, ähnlich wie das iPhone 7 [1], wenn man den nicht mehr mechanischen Homebutton bestätigt. Was für eine Technik hinter dem druckempfindlichen Rahmen steckt, wollte HTC nicht verraten.

Je nach Situation löst der Druck verschiedene Funktionen aus: Ist das Telefon gesperrt, startet ein kurzer Druck die Kamera, ein langer schaltet zwischen Haupt- und Frontkamera um. Ist die Kamera bereits aktiv, schießt man per Druck ein Foto. Als besonders praktisch stellte sich das bei Selfies heraus, weil man nicht immer ganz einfach die Schaltfläche für den Auslöser erreicht. Und auch unter Wasser lässt sich auf diese Weise ein Foto mit dem vor Wasser und Staub geschützten (IP67) Smartphone schießen. Ist das Gerät entsperrt, startet ein langer Druck den Google Assistant, ein kurzer eine vorher festgelegte App. Zur Auswahl stehen alle installierten Programme und auch ein paar Einstellungen.

In Zukunft soll der Nutzer sogar ganze Befehlsketten mit einem Druck und HTCs Software "Edge Sense Companion" auslösen können. Die Funktion will der Hersteller als einzelne App nachliefern. Im Juni wird es eine Beta-Version geben und irgendwann soll die Funktion auch ins Betriebssystem integriert werden. Prinzipiell erkennt der Gehäuserahmen auch Wischbewegungen, wohl aber nicht präzise genug, als dass man diese sinnvoll nutzen könnte.

HTC U11 (0 Bilder) [2]

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Weitere Besonderheit des Gehäuses aus Glas und Metall sind die vier eingebauten Mikrofone – eines an jeder Seite des Gehäuserahmens. Sie dienen dazu, dass das U11 den Nutzer in jeder Lage gut hören kann, egal wie es gerade liegt. HTC spricht von einem Abstand von rund zwei Metern. Das Gerät soll vor allem zuverlässiger auf Befehle für digitale Assistenten reagieren. Google Assistant läuft bereits zum Marktstart auf dem U11, Amazon Alexa will HTC im Nachhinein integrieren. Der hauseigene Assistent Sense Companion spielte in der Präsentation des U11 hingegen nur eine Nebenrolle.

Den Klinkenanschluss hat HTC nach Apple-Vorbild weggelassen und liefert stattdessen einen Adapter mit und ein vergleichsweise hochwertiges In-Ear-Headset mit USB-Typ-C. Sein Klang überzeugte im Kurztest und erreicht etwa das Niveau von Kopfhörern im Bereich von 20 bis 30 Euro. Nutzt man die Original-Kopfhörer, bietet das U11 die Gehörvermessung USonic an: Per Schall vermessen die Geräte den Gehörgang des Nutzers und passen den Klang laut Hersteller individuell an. Beim Ausprobieren kam es uns so vor, als hebe das Smartphone einfach die Lautstärke und bestimmte Frequenzen an. Das Resultat klang aber recht angenehm.

Zudem unterstützt die Kombination aus U11 und mitgelieferten Kopfhörern ANC (Active Noise Cancelling). Im Unterschied zu anderen solchen Systemen, wird der nötige Gegenschall nicht im Kopfhörer berechnet, sondern vom Prozessor des Smartphones. Mit anderen Kopfhörern funktioniert das System nicht. Da das Smartphone den Klang digital über die USB-Buchse ausgibt, besitzen sowohl die Kopfhörer als auch der beigelegte Adapter einen aktiven Chip.

Daten überträgt der Typ-C-Anschluss per USB 3.1 und voraussichtlich entsprechend schnell. Dank Qualcomm Quick Charge 3.0 soll der 3000-mAh-Akku in 90 Minuten voll geladen sein – ein realistischer Wert, den andere Geräte mit der Technik auch erreichen.

Die Hardware-Ausstattung fällt modern, aber konservativ aus. Das 5,5 Zoll große LCD zeigt 2560 × 1440 Pixel an und wird von Gorilla Glas 5 geschützt. Die Kanten sind leicht abgerundet (2,5-D-Glas). Der Prozessor Snapdragon 835 stellt das neue Top-Modell von Qualcomm dar und kommt auch in anderen Highend-Geräten wie einigen Varianten des Samsung Galaxy S8 und dem Sony Xperia XZ Premium vor. Performance wird man also nicht vermissen.

Auch bei der Kamera bleibt es bodenständig. Sie arbeitet mit einer Auflösung von 12,2 Megapixeln, hat einen optischen Bildstabilisator und 1,4 µm große Sensorpixel. Vermutlich stammt der Sensor-Chip von Sony. Weiterhin setzt HTC auf die hauseigene Technik UltraPixel 3, bei der alle Bildpixel gleichzeitig zur Fokussierung genutzt werden. Dadurch soll die Kamera in weniger als 0,3 Sekunden fokussieren und keine Laser wie bei anderen Modellen nötig sein.

Eine Technik namens HDR-Boost soll Bildrauschen verhindern. Bei jeder Aufnahme schießt das U11 automatisch drei Bilder mit verschiedenen Belichtungseinstellungen. Das fertige Bild ist dann eine Kombination aus allen drei Aufnahmen. Ähnlich arbeitet bereits die Kamera des Samsung Galaxy S8. Die Hauptkamera ist komplett ins Gehäuse eingelassen und bildet keinen Buckel auf der Gehäuserückseite.

Beim Gehäuse verwendet HTC Aluminium für den Rahmen und Glas für Vorder- und Rückseite. Letzteres ist eingefärbt und nicht wie bei einigen anderen Herstellern mit einem farbigen Hintergrund hinterlegt. Bis auf die schwarze Version sind alle Farbvarianten recht auffällig gestaltet - beziehungsweise erfrischend ungewöhnlich: Das weiße Gehäuse zeigt eine Art Perleffekt und schillert leicht in verschiedenen Farben. Dunkelblau ist leicht metallisch und Silber verhält sich fast wie ein Spiegel. Auf den beiden dunklen Varianten, Schwarz und Blau, waren schon nach der ersten Berührung unsere Fingerabdrücke deutlich zu erkennen. Eine rote Version des U11 soll später folgen. Die Vorderseite ist bei allen Modellen schwarz. Unterm Display sitzt eine berührungsempfindliche Schaltfläche, die als Homebutton und Fingerabdrucksensor dient.

HTC will das U11 ab 1. Juni für 750 Euro verkaufen. 6 Wochen später soll es auch die rote Variante geben. Laut Hersteller soll es das Gerät außerhalb der Provider-Shops hierzulande auch als Dual-SIM-Variante geben – ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Spitzenmodellen anderer Hersteller.

HTC U11
Betriebssystem / Bedienoberfläche Android 7.1.1 / HTC Sense UI
Prozessor / Kerne Qualcomm Snapdragon 835 / 4 x 2,45 GHz + 4 x 1,9 GHz
Grafik Adreno 540
Arbeitsspeicher 4 GByte
Flash-Speicher 64 GByte UFS 2.1
Wechselspeicher MicroSDXC
Display 5,5" IPS
Auflösung 2560 x 1440 (539 dpi)
Display-Schutz Gorilla Glass 5
SIM 2 x NanoSIM
LTE Cat 16 max. 1 GBit/s
WLAN 802.11 a/b/g/n/ac
Bluetooth 4.2
Navigation GPS, Glonass, Beidou, Galileo
USB-Anschluss USB 3.1 Typ-C
Ladetechnik Quick Charge 3.0
Akkukapazität 3000 mAh
Hauptkamera 12,2 MPixel / f1.7 / 28 mm
Frontkamera 16 MPixel / f2.0 / 28 mm
Abmessungen 154 mm x 76 mm x 8 mm
Gewicht 169 g
Farbvarianten schwarz, silber, blau, weiß, rot
Preis (UVP) 750 €

Marktübersicht Android-Smartphones (32 Bilder) [4]

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Sony Xperia XZ Premium

Sonys neues Top-Smartphone Xperia XZ Premium punktet nicht nur mit aktueller Hardware-Ausstattung, sondern auch mit seinem Display. Das unterstützt HDR und löst in UHD beziehungsweise 4K, also 3840x2160 Pixeln, auf. Mit dem 5,5-Zoll-IPS-Panel ist das Xperia XZ Premium eines der sehr wenigen Smartphones mit dieser Auflösung. Auch sonst fällt das Handy auf: das Gehäuse glänzt von allen Seiten und der Fingerabdrucksensor ist seitlich im Ein-Aus-Schalter verbaut. Das IP86-zertifizierte Glasgehäuse verträgt auch ein bisschen Wasser. Innen werkelt der top-aktuelle Qualcomm Snapdragon 835, dem 4 GB RAM zur Verfügung stehen.

(hcz [6])


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