Hackerkongress 25C3 mit neuem Besucherrekord abgeschlossen

Nach der offiziellen Zählung des Chaos Computer Clubs haben 4230 Datenreisende den diesjährigen Chaos Communication Congress besucht; über 5116 feste IP-Adressen sei der Verkehr ins Internet mit 3 Gbit/s geflossen.

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Nach der offiziellen Zählung des Chaos Computer Clubs (CCC) haben 4230 Datenreisende den diesjährigen, 25. Chaos Communication Congress (25C3) besucht. Dies verkündete Sandro Gaycken in der Abschlusskundgebung am gestrigen Dienstagabend im voll besetzten Kuppelsaal des Berliner Congress Center (bcc). Es seien ein paar mehr Teilnehmer gekommen als im bisherigen Rekordjahr 2006. Ob sich die 30 mehr hinzugewonnenen Besucher aus der Vorliebe von CCC-Mitgliedern für die Zahl 23 und die sich darum rankenden Verschwörungstheorien speisten, verriet der Zeremonienmeister nicht.

Bereits am Samstag waren die Dauerkarten für die viertägige Konferenz ausverkauft gewesen. Interessenten konnten nur noch Tagestickets erwerben. Gaycken räumte ein, dass die Raumsituation im bcc und die dortigen (sanitären) Verhältnisse wieder an ihre Beanspruchungsgrenze gekommen seien. Es sei oft nicht möglich gewesen, angesichts der vorhandenen Kapazitäten alle Zuhörer in einem Vortragssaal unterzubringen. Mit dem Personal und der technischen Ausrüstung der Tagungsstätte am Alexanderplatz habe man aber sehr gute Erfahrungen in den vergangenen Jahren gemacht, sodass zunächst wohl keine Ausweichörtlichkeit gesucht werde.

Selbst verwundert waren die Organisatoren vom CCC, dass sie erstmals am Ende der Tagung mit 93 größeren Veranstaltungen in Form von Vorträgen und Workshops nicht über aufgetretene Probleme mit dem Netzwerk sprechen mussten. Es sei alles "wirklich glatt" gegangen bei der Kommunikation mit dem Internet, dem WLAN und dem kongressinternen DECT-Telefonnetz. An dieses seien 852 Endgeräte angeschlossen gewesen. Vom schnurlosen Telefonieren konnte die Hacker demnach auch die Enthüllung während der Konferenz nicht wirklich abhalten, dass DECT-Gespräche einfach abhörbar sind. Der erzeugte Verkehr ins Internet war laut Gaycken respektabel: von 5116 festen IP-Adressen aus sei er mit 3 Gbit/s geflossen.

Der Rest der vorhandenen Kapazitäten in Höhe von insgesamt 4 Gigabit sei größtenteils für IPv6-Nutzer reserviert gewesen, ergänzte ein Mitglied des Network Operation Center (NOC). Das neue Netzprotokoll hätte noch stärker in Anspruch genommen werden können. Dazu gekommen seien die drahtlosen Internetsurfer, von denen in einem Raum in Spitzenzeiten bis zu 850 gleichzeitig zu versorgen gewesen seien. Den NOC-Vertreter erstaunte nur, dass sein Team von einem französischen CERT (Computer Emergency Response Team) eine Beschwerde-Mail über einen angeblich über die Stränge schlagenden "Piratenclub" in Berlin erhalten habe. Anscheinend gebe es noch nicht ausreichend Referate über Verschlüsselung und Anonymisierungstechniken auf dem Kongress.

Zufrieden zeigte sich Gaycken auch mit den Inhalten des gebotenen Programms. Angesichts der Hinweise auf zahlreiche Schwachstellen in Übertragungsprotokollen und elektronischen Geräten dürfte ihm zufolge in der Öffentlichkeit der erwünschte Eindruck entstanden sein, "dass es keine Sicherheit gibt". Die politisch ausgerichteten Vorträge etwa über die Hackerparagraphen und biometrische Ausweisdokumente oder die Demo gegen die Vorratsdatenspeicherung hätten zudem gezeigt, "dass wir auch als politische Akteure ernst genommen werden". Wer am Ball bleiben wolle, könne sich nicht nur etwa in den lokalen CCC-Treffs engagieren, sondern auch bereits dem Zeltlager "Hacking at Random" (HAR) in den Niederlanden im August entgegenfiebern.

Zum 25C3 siehe auch:

(Stefan Krempl) / (anw)