Hätte heute "katastrophale Folgen": Weiterer extremer Sonnensturm genau datiert

Erst seit etwa zehn Jahren wissen wir, dass die Menschheit immer wieder extreme SonnenstĂĽrme erlebt hat. Nun wurde ein weiterer auf das Jahr genau datiert.

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Nahaufnahme der Sonne mit gewaltigem Filament

(Bild: Courtesy of NASA/SDO and the AIA, EVE, and HMI science teams)

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Genau zwischen 664 und 663 vor unserer Zeitrechnung hat sich ein bislang nicht genau datierter Sonnensturm ereignet, der heute katastrophale Folgen für unsere Infrastruktur hätte. Das hat ein Team unter der Leitung der Jahresringforscherin Irina Panyushkina von der University of Arizona jetzt ermittelt. Das Ereignis war demnach das letzte unter den einzig bekannten aus den vergangenen 14.500 Jahren, das noch nicht derart genau datiert werden konnte. Bislang sei man sich bei diesem Ereignis nicht sicher gewesen, wann genau es sich ereignet hat. Auch die jetzt vorgestellte Datierung enthalte aber keinen Hinweis auf ein mögliches Muster, das bei einer Vorhersage helfen könnte.

Bei dem Sonnensturm von 664 v.u.Z. handelt es sich um ein sogenanntes Miyake-Ereignis, benannt nach dem Entdecker der ersten immensen Anreicherung des Kohlenstoffisotops C-14 in den Jahresringen von Bäumen. Das entsteht, wenn Strahlung auf die Erdatmosphäre trifft. Jenes um 660 v.u.Z. hat sich bislang einer genauen Datierung verweigert, schreibt das Team. Auch wenn teilweise bereits die jetzt bestätigte Jahreszahl genannt wurde. Für die Forschungsarbeit wurden nun Jahresringe von Bäumen aus Deutschland, Polen, Russland, Zentralasien und Japan untersucht und verglichen. Die Ergebnisse wurden dann mit Messungen eines Beryllium-Isotops abgeglichen, das ebenfalls auf Sonnenstürme zurückgeht und sich in Eisringen findet.

Bei einem Miyake-Ereignis erlaubt wohl ein geschwächtes Magnetfeld der Sonne, Plasma von der Oberfläche des Sterns zu entkommen. Verbunden mit starker Sonnenaktivität können geladene Teilchen dann die Erdatmosphäre bombardieren und radioaktive Isotopen entstehen lassen. Nach denen wird deshalb gesucht. Gleichzeitig dürften die Ereignisse für besonders helle Polarlichter sorgen, die auch in niedrigen Breitengraden zu sehen sind. Der genaue Prozess bleibt aber rätselhaft. Heutzutage dürften die geladenen Sonnenteilchen viele Elektronikgeräte und Kommunikationsnetze beschädigen, mit katastrophalen Folgen für unsere Zivilisation. Deshalb ist die genaue Datierung für mögliche Methoden zur Vorhersage so wichtig.

Dass die jetzt im Fachmagazin Communications Earth & Environment veröffentlichte Arbeit einen Beitrag zu einer möglichen Vorhersage leisten kann, bezweifelt Forschungsleiterin Panyushkina. Sie hält es für unwahrscheinlich, dass wir sie irgendwann vorhersehen können. Ihre Arbeit könne aber bei der Suche nach historischen Beispielen helfen. Erst vor zwei Jahren hat ein Forschungsteam aus Australien ermittelt, dass sich solche extremen Sonnenstürme etwa alle eintausend Jahre ereignen. Der jüngste erfolgte wohl im Jahr 993, also vor etwas mehr als eintausend Jahren. Dass die genaue Natur der Ereignisse unklar ist und wir sie nicht vorhersagen können, hatte die Gruppe damals als "sehr verstörend" bezeichnet.

(mho)