Handy-Boom lässt Chips knapp werden

Am Halbleitermarkt drohen in diesem Jahr die Chips knapp zu werden, warnt der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie.

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  • dpa

Am Halbleitermarkt drohen in diesem Jahr die Chips knapp zu werden. Davor warnte der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) am Dienstag in München. Vor allem der Handy-Boom beflügele die Branche, erklärte Wolfgang Hofmann, Marktforscher der Halbleiter-Gruppe im ZVEI-Fachverband Bauelemente.

Das Volumen des deutschen Chip-Markts dürfte im laufenden Jahr um mehr als ein Viertel auf erstmals über zehn Milliarden Euro steigen. Der europäische Chipmarkt werde sogar mit einem Plus von voraussichtlich 36 Prozent schneller wachsen als die Märkte in den USA und Japan. Für den Weltmarkt werde mit einem Wachstum um 34 Prozent auf 185 Milliarden Euro gerechnet. Europa dürfte auf einen Marktanteil von 21 Prozent kommen. Davor rangieren die USA als der größte Chipmarkt mit 30 Prozent und Südostasien mit voraussichtlich 26 Prozent. Mit der steigenden Nachfrage zeichne sich auch eine Stabilisierung oder sogar ein Anziehen der Preise ab.

Nach dem Einbruch am Halbleitermarkt 1998 war bereits im vergangenen Jahr eine starke Belebung der Chip-Nachfrage eingetreten. Nach Einschätzung Hofmanns werden sich die Chip-Engpässe trotz weltweit neuer Produktionsstätten im laufenden Jahr erheblich verstärken und auch noch 2001 andauern. Die Auslastung der Chip-und Wafer-Fabriken - letztere stellen Siliziumscheiben für die Chipproduktion her - nähere sich im ersten Quartal 96 bis 98 Prozent. "Das ist eine Kapazitätsauslastung wie in der allergrößten Boomphase", erklärte der Chipexperte. "Überall werden zuvor zurückgestellte Investitionen aus den Schubladen geholt." Eine Erleichterung der angespannten Lieferlage bringe dies wegen der langen Anlaufzeiten jedoch noch nicht. Angesichts der starken Marktschwankungen in der Vergangenheit - in der Branche als Schweinezyklus bezeichnet - würden zumindest die ganz großen Chipfabriken, die mehrere Milliarden DM kosteten, auch zögerlicher verwirklicht.

Unter den Anwenderbranchen steige die Chip-Nachfrage der Telekommunikations-Industrie auf Grund des anhaltenden Mobilfunk- Booms im laufenden Jahr am dramatischsten. In Deutschland werde der Zuwachs voraussichtlich bei mehr als 34 Prozent liegen. Für die Datentechnik, vom Volumen her der größte Chip-Abnehmer, werde mit einem Plus von 25 Prozent gerechnet. In der Kfz-Elektronik, die nach zwei wachstumsstarken Jahren eine langsamere Gangart einschlage, liege der erwartete Zuwachs bei 15 Prozent. Ein noch stärkeres Plus von 18 Prozent dürfte es in der Industrielektronik geben, da diese Sparte ihre Nachfrage nach integrierten Schaltkreisen für Chipkarten erheblich steigere.

Der weltweite Aufwind in der Halbleiterindustrie sollte die deutsche und europäische Chipindustrie in nächster Zeit spürbar begünstigen, sagte Hofmann. Die künftigen Wachstumsmärkte lägen dort, wo die Hersteller in Europa besonders stark seien: in den digitalen Medien, Mobilfunkgeräten, in der Automobilelektronik, der Netztechnik und den Chipkarten. (dpa)/ (cp)