Hannover platzt aus allen Nähten

Hintergrund: Auf Grund der CeBIT wirds eng in Niedersachsens Landeshauptstadt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Alexandra Ringleb
  • dpa

Zur CeBIT 2000 musste Julia Meissel einigen ihrer Kollegen gut zureden. Denn statt in überteuerten Hotels 100 Kilometer von Hannover entfernt übernachten die 65 Mitarbeiter der Agentur Fred Oed dieses Jahr erstmals auf einem Campingplatz vor den Toren der Stadt.

"Sie glauben gar nicht, was ich mir vorher anhören musste", sagt die Projektmanagement-Assistentin der Agentur aus Ludwigsburg, die auf der weltgrößten Computerschau den Auftritt der Deutschen Telekom präsentiert. "Wie sehen wir denn aus, wenn wir im dunklen Anzug und schwarzen Schuhen über den Zeltplatz laufen?", hätten manche besorgt gefragt. Und andere hatten gleich kategorisch erklärt: "Ich campe nicht!"

Doch von Pfadfinder-Atmosphäre, matschigen Wegen und zugigen Gemeinschaftsbädern ist auf dem Campingplatz am Arnumer See keine Spur. Normalerweise haben hier vor allem Dauercamper in adretten Holzhäuschen ihre Zelte aufgeschlagen. Nun hat sich daneben "CeBIT City" auf dem Kieselboden breit gemacht: knapp 70 weiße Reisemobile mit Nummernschildern am hinteren Fenster. "Das ist wie ein Hotelzimmer", sagt Julia Meissel.

6,60 Meter mal 2,30 Meter messen die Caravans, inklusive separater Toilette und Dusche. Das Bett ist ausgeklappt, darunter Platz für Koffer und Taschen. Sitzecke, Kühlschrank und kleiner Fernseher komplettieren das Hotelzimmer auf Rädern. "Nein, schlimm ist das wirklich nicht", bestätigt Meissels Kollege Martin Händel. "Und allemal besser als eine Stunde mit dem Auto fahren."

Bereits zum achten Mal ist die Agentur aus Baden-Württemberg auf der Computerschau in Hannover. In den Vorjahren waren die Mitarbeiter in unterschiedlichen Hotels und Städten verstreut. Bis zu drei Stunden am Tag habe die Fahrt zwischen Hotel und CeBIT gedauert, rechnet Meissel vor. "Und jetzt sind wir in knapp zehn Minuten auf der Messe. Das ist wirklich toll." Als sie von dem mobilen Hotel in der Nähe des Messegeländes in Hannovers Süden hörte, buchte Julia Meissel daher schnell. Sehr zur Überraschung des Caravan-Vermieters, der Hamburger Agentur La Mama: "Denn eigentlich wollen wir erst zur Weltausstellung 300 Reisemobile in Hannover aufstellen", sagt Andreas Sucker von La Mama. Dann aber in der Luxusversion: mit ISDN- Anschluss, Fax, Platz für bis zu vier Personen und ab 339 Mark.

"In der Kürze der Zeit wurden die Caravans für uns nicht extra aufgepeppt", berichtet Julia Meissel. "Aber wir haben ja eh alle Handys und sind den ganzen Tag auf der Messe." Dafür rollten die mobilen Hotelzimmer auch zur Computermesse nach Hannover -- extra für die Ludwigsburger. Andere CeBIT-Besucher dagegen müssen nach wie vor konventionell absteigen. Derzeit 8.800 Hotelbetten gibt es in Hannover -- viel zu wenig für die erwarteten 700.000 CeBIT-Besucher.

"Die Hotels schlagen da kräftig drauf", sagt Karin Klier vom Hannover Congress & Tourismus Centrum (HCC), bei dem bereits seit Mitte Januar die Telefone nicht still stehen. Jetzt noch ein Hotelbett in Hannover zu ergattern, sei praktisch aussichtslos. "Nur noch außerhalb."

Privatzimmer in der Stadt gibt es nach Auskunft Kliers aber noch ausreichend. Sie können nicht mehr am Telefon gebucht werden, sondern nur noch persönlich an einem der drei HCC-Außenstellen am Flughafen, auf der Messe und in der Touristeninformation am Hauptbahnhof. "Allein letztes Jahr haben wir noch 7.000 Gäste während der CeBIT untergebracht", sagt Klier und ist optimistisch. Denn auch wenn es eng wird in Hannover: "Wir garantieren jedem eine Unterkunft." (Alexandra Ringleb, dpa) (jk)