Happy Birthday: CNN wird 25

CNN blieb 1991 in der ersten Kriegsnacht ab 02.30 Uhr 16 Stunden live auf Sendung. Zwar waren Reporter aus aller Welt in Bagdad, doch nur CNN hatte die Sendeleitungen nach draußen. Ein Mythos war geboren.

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Von
  • Christiane Oelrich
  • dpa

"Man fühlt sich hier wie im Zentrum der Hölle!" rief CNN-Reporter Bernard Shaw am 17. Januar 1991 live aus Bagdad ins Mikrofon, während um ihn herum die Einschläge der US-Bomben zu hören waren. Shaw schrieb Fernsehgeschichte. Zum ersten Mal erlebten Millionen Zuschauer in aller Welt einen echten Krieg live im Fernsehen mit. Der Angriff auf Bagdad und die hautnahe Berichterstattung waren Sternstunde und Durchbruch des US-Senders, der am 1. Juni vor 25 Jahren in Atlanta (Bundesstaat Georgia) zum ersten Mal auf Sendung ging. Gleich zweifach hat CNN die Medienwelt revolutioniert. Es war der erste Sender, der 24 Stunden Nachrichten brachte, und der erste Sender, der fast weltweit ausgestrahlt wurde.

CNN (Cable News Network) blieb 1991 in der ersten Kriegsnacht ab 02.30 Uhr 16 Stunden live auf Sendung. Zwar waren Reporter aus aller Welt in Bagdad, doch nur CNN hatte die Sendeleitungen nach draußen. Die meisten reisten bald ab, und CNN-Reporter Peter Arnett blieb über Wochen der einzige, der den zensierten Angaben des US-Militärs über smarte Bomben und präzise Angriffe Bilder von verletzten Menschen und beschädigten Wohnhäusern entgegensetzte.

"Der Golfkrieg hat CNN in die Medien-Stratosphäre katapultiert", resümiert die langjährige Korrespondentin Christiane Amanpur heute. CNN wurde zum weltweiten Begriff und erreicht heute nach Schätzungen 1,5 Milliarden Menschen in mehr als 200 Ländern. Der Sender hat inzwischen mehr als 70 Nachahmer, darunter FoxNews in den USA, n-tv und N24 in Deutschland sowie Al Dschasira und andere in der arabischen Welt. "Nachgeahmt zu werden ist für viele von uns das größte Kompliment", sagt CNN-Gründer Ted Turner, der den Sender 1996 an den Medienkonzern Time Warner verkaufte.

Die Anfänge waren nicht leicht. "Kurz nach dem Sendestart waren unsere Ausgaben doppelt so hoch wie erwartet, die Einnahmen halb so hoch wie erhofft", verriet Turner im vergangenen Jahr in der Zeitschrift Washington Monthly. Er hielt aber an seiner Vision fest, bis er den Sender nach fünf Jahren in die Gewinnzone bugsiert hatte. Heute beschäftigt CNN 4000 Mitarbeiter in den USA und hat 26 Büros in aller Welt. Lokale CNN-Ableger berichten in sechs Sprachen.

Wenn man dem langjährigen Nachrichtenchef Eason Jordan glauben darf, war der weltweite Siegeszug von CNN ausgerechnet eine Idee des US-Intimfeindes Fidel Castro. Der kubanische Revolutionsführer habe es 1980 geschafft, die nur für den amerikanischen Markt gestartete CNN-Version zu empfangen und sei ganz fasziniert gewesen, erzählte Jordan 1999 Studenten an der Harvard-Universität. Castro lud Ted Turner nach Havanna ein. "Castro schlug vor, CNN in der ganzen Welt zu zeigen. Das war der Samen, der schließlich die internationale CNN- Version hervorbrachte", sagte Jordan.

Nicht nur Castro war CNN nach Jordans Angaben zugetan. "Als wir uns 1991 auf den Golfkrieg vorbereiteten, rief eines Tages ein Mann in Atlanta an und sagte in bestem Englisch, er sei Muammar Gaddafi und wolle bei CNN auftreten um zu erklären, wie der Krieg zu verhindern sei", erzählte Jordan. Das könne wohl kaum wahr sein, meinte Jordan damals und wies die Kollegen an, einfach aufzuhängen.

Das geschah mehrfach, bis in Atlanta libysche Botschafter aus aller Welt anriefen und sich beschwerten, dass der Revolutionsführer nicht durchgekommen sei. Beim nächsten Anruf sagte Jordan dem Mann nach eigenen Angaben: "Sir, wenn Sie es wirklich sind, richten Sie auf eigene Kosten eine Leitung ein und dann können sie auf CNN auftreten." Zu seiner großen Überraschung sei daraufhin tatsächlich eine Leitung aus einem Zelt in Tripolis geschaltet worden. Peinlich berührt habe er Gaddafi vor der Sendung gefragt, wie er so gutes Englisch gelernt habe. "Durch CNN", habe Gaddafi darauf gesagt. (Christiane Oelrich, dpa) / (tol)