Hauptbahnhof Frankfurt am Main bekommt für 3,6 Milliarden Euro Fernbahntunnel

Um den bisherigen Kopfbahnhof zu entlasten, soll 35 Meter unter ihm ein Tiefbahnhof entstehen. Eine Bürgerinitiative kritisiert das.

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Der Südkorridor (grün schraffiert) führt unter der Erde an den Frankfurter Hochhäusern vorbei zum Hauptbahnhof.

(Bild: Deutsche Bahn)

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Der Hauptbahnhof Frankfurt am Main wird um einen Tiefbahnhof erweitert. Die Deutsche Bahn beginnt jetzt mit ihren Planungen, da eine Studie die Machbarkeit bestätigt habe. Die Bauzeit im Anschluss an die Planung soll zehn Jahre dauern, das Bauwerk soll 3,6 Milliarden Euro kosten.

Über einen Fernbahntunnel sollen täglich 250 mehr als die bisher 1250 Züge den Hauptbahnhof erreichen können. Gleichzeitig soll der bisher stark frequentierte überirdische Kopfbahnhof entlastet werden, teilte die Deutsche Bahn mit (PDF). Die meisten Fernzüge sollen den Hauptbahnhof künftig 35 Meter unter der Erde über eine Durchgangsverbindung anfahren und an der neuen Station Hauptbahnhof tief halten.

DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla sieht den Fernbahntunnel als ein weiteres wichtiges Element für den Deutschlandtakt, der die deutschen Metropolen in einem 30-Minuten-Rhythmus verbinden soll. Der Deutschlandtakt kam im Oktober 2018 in die politische Diskussion.

Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium bezeichnete den Frankfurter Hauptbahnhof als "chronischen Engpass", der nun zu einer "pulsierenden Drehscheibe im Europatakt" erweitert werde. Von Berlin nach Barcelona oder von Prag nach Paris würden viele Züge des TEE 2.0 durch den Fernbahntunnel fahren.

Der Bund hatte die Machbarkeitsstudie 2019 in Auftrag gegeben. Der für das Projekt ausgewählte Südkorridor führt unter der Erde an den Frankfurter Hochhäusern vorbei zum Hauptbahnhof. Der künftige Tunnel lasse sich doppelt an bestehende Bahnstrecken anbinden. Die Züge können dann die nord- und südmainische Strecke nutzen. Die neue unterirdische Station soll unter dem südlichen Teil des Hauptbahnhofs entstehen.

Für die Studie wurde zwei weitere mögliche Verläufe des Fernbahntunnels geprüft, einen nördlichen und einen mittleren. Der mittlere Korridor verläuft unter den Hochhäusern, deren bis zu 50 Meter tiefe Fundamente einen Tunnel technisch nur schwer zuließen. Auch der nördliche Korridor stoße auf zahlreiche bauliche Hindernisse.

Klaus Gietinger von der Bürgerinitiative "Frankfurt 22" meint, von dem Projekt profitiere allein die Tunnelbaulobby. Der Tunnel werde frühestens 2040 fertig sein und mit 10 km wesentlich länger sein als die bisher veranschlagten 6,5 km. "Und wenn 2030 von der Bahn 1500 statt wie jetzt 1200 Fernzüge erwartet werden, wer soll denn mit diesem grandiosen Zug-Stau fertig werden, wenn erst zehn Jahre später die 'Lösung' fertig ist?", fragt Sprecher Hans-Jürgen Hammelmann von Frankfurt 22.

Die Bürgerinitiative präferiert den viergleisigen Ausbau der Strecke Frankfurt Süd – Frankfurt Hauptbahnhof, wie sie bereits 2003 von Stadt, Land und Bahn geplant worden sei. Damals sei von sechs Jahren Planung und Bauzeit und 70 Millionen Euro Kosten ausgegangen worden. "Das ist derzeit die Lösung und nicht ein umweltverseuchender, hochgefährlicher Feinstaub und Hundertausende Tonnen CO2 produzierender Tunnel", meint Gietinger.

(anw)