Hayabusa2: Asteroid Ryugu wurde aus größerem Himmelskörper herausgeschlagen

Die von der Asteroidensonde gesammelten Proben von Ryugu haben es mehreren Forschungsteams ermöglicht, dessen Geschichte zu rekonstruieren. Die war bewegt.

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Der Asteroid Ryugu aus der Nähe

(Bild: JAXA)

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Der Asteroid Ryugu ist ein Bruchstück eines noch größeren Himmelskörpers, der einen "katastrophalen Einschlag" erlebte. Das ist eines der Ergebnisse der detaillierten Analyse der Gesteinsproben, die die japanische Sonde Hayabusa2 dort entnommen und vor zwei Jahren zur Erde gebracht hatte. Ein internationales Forschungsteam hat anhand des Materials die Geschichte des Asteroiden erforscht und die Ergebnisse jetzt veröffentlicht. Herausgefunden haben sie dabei unter anderem, dass sich der ursprüngliche Asteroid etwa zwei Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems gebildet hat.

Die Geschichte von Ryugu

(Bild: MIT, Chiba Tech, Tokyo Tech, Tohoku Univ.)

Zwar sei das in der Dunkelheit des nebulären Gases passiert, weit weg von der Sonne. Aber später sei der Himmelskörper für drei Millionen Jahre auf 50 Grad Celsius erwärmt worden, weswegen es darauf sogar zu chemischen Reaktionen gekommen sei. Gefunden haben die Forscher und Forscherinnen in den Proben auch Materialien, die einst in Regionen mit über 1000 Grad Celsius entstanden sind. Das deute darauf hin, dass zur Entstehungszeit des Sonnensystems viel Material zwischen den inneren und äußeren Regionen ausgetauscht wurde.

Vor etwa einer Milliarde Jahre wurde der ursprüngliche Himmelskörper dann in einer gigantischen Kollision zerstört. Der etwa 100 km große Asteroid sei dabei von einem Objekt getroffen worden, das rund 10 km groß war. Der Einschlag erfolgte demnach mit einer Geschwindigkeit von etwa 5 km/s (etwa 18.000 km/h). Ryugu wurde dabei aus der gegenüberliegenden Seite des ursprünglichen Asteroiden herausgeschlagen, der Asteroid hat einen Durchmesser von etwa 1 km. Diese Entstehungsgeschichte wurde demnach aus dem Material rekonstruiert, Simulationen hätten es bestätigt.

Hayabusa2 hatte Ryugu 2018 erreicht und dort ein umfangreiches Forschungsprogramm durchgeführt. Unter anderem hat die Sonde mehrere Lander ausgesetzt, darunter den vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der französischen Raumfahrtagentur CNES entwickelten Mascot. Später flog die Sonde dann gleich zweimal selbst zur Oberfläche und sammelte dort die Gesteinsproben ein, die sie Ende 2020 auf der Erde ablieferte. Sechs Teams in Japan, den USA und Europa untersuchen die seitdem ausgiebig.

Mascots Landeanflug auf Ryugu (5 Bilder)

Das erste Foto der Mascam von Mascot blickt Richtung Südpol: Links der Ausschnitt auf einer Übersichtsaufnahme von Hayabusa2, der Schatten der Sonde misst etwa sechs mal viereinhalb Meter.
(Bild: JAXA, University of Tokyo, Kochi University, Rikkyo University, Nagoya University, Chiba Institute of Technology, Meiji University, Aizu University, AIST bzw. Mascot/DLR/JAXA (re.))

Die Proben enthalten Material, das sich einst an der Oberfläche des ursprünglichen Himmelskörpers befunden hat und solches, das aus dessen Innerem stammt, erklären sie weiter. Herausgefunden haben sie auch, dass das Gestein so weich ist, dass man es mit einem Messer schneiden könnte. Enthalten sind demnach auch magnetische Mineralien, die die Magnetfelder aufgezeichnet haben – wie "eine Art natürlicher Festplatte". In einem gefundenen Kristall sei sogar flüssiges Wasser gefunden worden, das aus dem ursprünglichen Asteroiden stammt. Die Forschungsarbeit wurde im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht.

(mho)