Heiße Phase für EU-Domain im Spätsommer

Ab Ende September könnte es eine Testphase für .eu, die seit Ende 1999 geplante europäische Top Level Domain, geben.

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Von
  • Monika Ermert

Ab Ende September könnte es eine Testphase für .eu, die seit Ende 1999 geplante europäische Top Level Domain, geben. Das sind zumindest die Vorstellungen der Arbeitsgruppe Technik des EC Panel of Participants in Internet Organisation and Management bei der Europäischen Kommission (EC-POP). "Eine Testphase wäre sicher sehr wünschenswert", sagt auch Christopher Wilkinson, bei der EU für Fragen rund ums Internet-Namenssystem zuständig. Allerdings sei damit noch keine Vorentscheidung für den endgültigen Betrieb der Registry verbunden, vielmehr gehe es darum, das Tag1-Problem beim Aufbau einer Registry in den Griff zu bekommen, versichert er. Schließlich will die EU nicht riskieren, dass die neue Registry gleich am ersten Tag unter dem Ansturm der potenziellen .eu-Domaininhaber zusammenbricht. Die Interessenten für einen solchen Testbetrieb – CORE-Mitglied Siegfried Langenbach, der britische Domainanbieter Centralnic und die europäische Standardisierungsbehörde ETSI – haben aber zur Frage der Vorentscheidung über den Registry-Betreiber allerdings unter Umständen eine andere Meinung.

Zwar gebe es schon jetzt, erklärte Wilkinson, gewisse Präferenzen für eine Non-Profit-Registry bei gleichzeitig möglichst breitem Wettbewerb zwischen den Registraren, vor einer Entscheidung für ein Modell soll aber der Netzöffentlichkeit noch die Gelegenheit gegeben werden, sich an der Diskussion zu beteiligen. Auch die Frage nach der Aufgabenverteilung zwischen Registry und Registraren werde noch diskutiert. "Bei einem Light-Registry-Modell, im Stil von NSI, sehen manche das Problem, dass Kunden zu sehr an den einzelnen Registrar gebunden sind", sagt Wilkinson. Bisherige Vorschläge sind auf der Webseite des EC-POP zu finden.

Im Juli und August entstehen laut dem von Wilkinsons Ende letzter Woche vorgelegtem Zwischenbericht Empfehlungen für Struktur und Mitgliedschaft bei .eu, für die Registrierungspolitik, juristische und technische Aspekte. Anfang September sollen ein abschliessender Vorschlag mit Vertretern der Mitgliedstaaten in Brüssel diskutiert werden. Die Mitgliedsstaaten und Erkki Liikanen, der für das Projekt zuständige Kommissar der Generaldirektion Informationsgesellschaft, erwarten laut Wilkinson nach der Aufnahme in die eEurope-Initiative eine schnelle Realisierung des Projektes.

Der EU kommt dabei der Zeitplan der Internet-Verwaltung ICANN in Bezug auf die neuen allgemeinen Top Level Domains (gTLDs) gerade recht. Eventuell kann die Kommission dadurch die Diskussion um ihren Status als Länder-Domain (ccTLD) geschickt umgehen. "Wir möchten dem Modell einer ccTLD so nahe wie möglich kommen, vor allem hinsichtlich des exklusiven Rechtes auf die Delegierung von .eu", meinte Wilkinson vorsichtig. Doch soll das Projekt auf keinen Fall daran scheitern, dass die EU keine Chance hat, auf die ISO-3166-1-Liste mit Länderkürzeln zu kommen, die seit IANA-Zeiten Grundlage für die Delegierung der Länderdomains ist. "ICANN ist auf jeden Fall nicht der Flaschenhals auf dem Weg zur EU-Domain", meint Wilkinson zuversichtlich. Vielmehr müssten rasch alle technischen und organisatorischen Fragen rund um die .eu-Struktur geklärt werden. Eventuell findet sich dann unter den Vorschlägen zu neuen gTLDs, die ICANN bereits zwischen August und Oktober entgegennehmen will, auch der Vorschlag für .eu. (Monika Ermert) / (jk)