Heizung: 3,1 Millionen Haushalte durch Wärmekosten besonders belastet

Die Deutsche Energieagentur beleuchtet in einem Bericht soziale Aspekte der Energiewende in Gebäuden.

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Eine alte Gastherme liegt auf einer Straße.

Ausgediente Gastherme.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 4 Min.

Zu einer gelungenen Energiewende in Gebäuden gehört auch soziale Gerechtigkeit. Das meint die staatliche Deutsche Energieagentur (Dena) vor dem Hintergrund steigender Wärmeenergiekosten. Damit seien 3,1 Millionen von 43 Millionen Haushalten in Deutschland besonders belastet, heißt es in dem Bericht "Soziale Aspekte der Gebäude-Energiewende" (PDF), den die Dena nun veröffentlicht hat. Darin heißt es, der Anteil von Menschen, die angaben,
ihre Wohnung nicht angemessen beheizen zu können, habe 2023 bei über 8 Prozent gelegen. 2021 waren es laut Eurostat 3,3 Prozent.

Die Haushalte, die wegen ihrer finanziellen Situation weniger Wohnraum zur Verfügung haben, nutzen diesen nicht vollständig, weil sie Räume nicht oder nur unzureichend zu beheizen vermögen, schreibt die Dena. Die dadurch beengten Verhältnisse können sich auf die psychische Gesundheit auswirken, hinzu kommt vermehrte Schimmelbildung und als Konsequenz aus alledem höhere Gesundheitskosten. Knapp 10.000 kWh beträgt der jährliche Energieverbrauch von Haushalten mit niedrigem Einkommen (unter 50.000 Euro jährlich), Haushalte mit hohem Einkommen (über 100.000 Euro) verbrauchen 16.600 kWh.

Nach einem vom Öko-Institut erarbeiteten Indikator sind alle Haushalte besonders belastet, die in einer Wohnung mit einem Energieverbrauch von mehr als 180 kWh/m² leben, die fossil beheizt werden, einen hohen Anteil ihrer Gesamtausgaben für Wärme aufwenden und in der unteren Einkommenshälfte angesiedelt sind. Fast jeder siebte Haushalt in mittleren Einkommensschichten gehöre zu dieser Gruppe, schreibt die Dena.

Im Durchschnitt geben Mieter mit niedrigem Einkommen etwa 32 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aus, Haushalte mit hohem Einkommen etwa 14 Prozent. Im Durchschnitt über alle Haushalte sind es 16 Prozent für die Bruttokaltmiete und 14 Prozent für Wärme. Unter Eigentümern mit geringen Einkommen liegt der Wohnkostenanteil bei 18 Prozent, während er bei Haushalten mit hohem Einkommen 13 Prozent beträgt. 22 Prozent davon entfallen auf Wärmekosten.

Die Kosten für die Unterkünfte einschließlich der Heizkosten betrugen im Jahr 2023 insgesamt 20,4 Milliarden Euro. Ungefähr ein Viertel davon entfielen auf die Wärmeenergiekosten. Die Dena geht davon aus, dass die Kosten für das Heizen mit Gas und Öl in den kommenden Jahren stetig steigen werden, und zwar durch den nationalen Brennstoffemissionshandel und das EU-Emissionshandelssystem II, das fossile Energieträger ab 2027 verteuern werde. Daher werde es sich lohnen, Gebäudehüllen zu sanieren und künftig mit erneuerbaren Energien zu heizen.

Hierfür zieht die Dena das Beispiel eines Hauses Baujahr 1964 mit 150 m2 Wohnfläche heran. Unsaniert und mit einer alten Gastherme beheizt, ergäben sich knapp 3200 Euro Wärmekosten im Jahr. Im vollsanierten Zustand mit Wärmepumpe würden die Wärmekosten jährlich knapp 800 Euro betragen.

Bis Anfang 2024 hatten die Zuschüsse und Kreditvergünstigungen nicht die Einkommen der Haushalte berücksichtigt. Seit Anfang dieses Jahres gibt es einen Einkommensbonus für den Heizungstausch, mit dem erstmals Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen zusätzlich gefördert werden. Dieser Bonus steht Haushalten mit einem Jahreseinkommen von weniger als 40.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Er biete damit einen zusätzlichen Anreiz für etwa 42 Prozent der selbstnutzenden Eigentümer, ihre Heizung gegen eine neue auf Basis erneuerbarer Energien auszutauschen. Allerdings muss laut Dena ein Haushalt mit geringem Einkommen für den Tausch einer alten Heizung gegen eine neue immer noch einen größeren Teil seines Einkommens aufwenden als ein Haushalt mit hohem Einkommen.

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Menschen mit geringem oder keinem Einkommen erhalten für ihre Energie- und Wohnausgaben staatliche Unterstützung. Wenn diese durch Effizienzsteigerungen bei Gebäuden oder andere Einsparungen um 20 Prozent sinken würde, könnten nach Ansicht der Dena bis zu eine Milliarde Euro anderweitig sinnvoll investiert werden.

Als eine Möglichkeit, gering verdienende Mieter zu schützen und für sie mehr bezahlbaren und energieeffizienten Wohnraum anzubieten, sieht die Dena eine Modernisierungskomponente in der Wohnraumförderung. Das Land Nordrhein-Westfalen beispielsweise fördere Modernisierungen von Mietwohnungen mit zinsverbilligten Darlehen und Tilgungszuschüssen von bis zu 25 Prozent – unter der Bedingung, dass dadurch Energie eingespart wird und die Wohnungen dennoch für einkommensschwache Gruppen dauerhaft verfügbar bleiben oder werden. Die Förderung wird gekoppelt an eine Belegungs- und Mietpreisbindung.

(anw)