Help.me, love.me: Neue Registry für Montenegro-Domain
Erklärtes Ziel für die .me-Adresszone ist laut Afilias nicht nur die Versorgung der montenegrinischen Bevölkerung mit Domains. Vielmehr hofft man, dass das Kürzel auch andere Kunden anzieht, etwa aus dem Web-2.0-Bereich.
Im Rennen um den Backend-Betrieb einer neuen Registry hat sich wieder einmal Afilias gegen den großen Konkurrenten VeriSign und gegen die kanadische eNOM durchgesetzt. Der von der Regierung von Montenegro eingesetzte Rat für die montenegrinische Länderdomain (ccTLD) .me wählte ein Konsortium aus dem US-Registrar GoDaddy, Afilias und der lokalen ME-Net aus.
Das Dreiergespann soll die brandneue Länderadresszone rasch an den Start bringen. Montenegro bekam nach dem Zerfall Jugoslawiens (.yu) auch den Anspruch auf seinen Platz im Cyberspace, im September 2006 nahm die ISO .me in die Liste der Länderkürzel auf. Serbien erhielt zugleich .rs, allerdings wird nach wie vor auch noch das aus der Liste gestrichene .yu registriert.
Bei Afilias zeigte man sich hochzufrieden mit dem Zuschlag, auch wenn das Geschäft mit den Länderdomains im Vergleich zu den großen generischen Adressen .org, .info oder .asia klein sei. Insgesamt betreibt Afilias inzwischen die technische Infrastruktur für 11 Länderadresszonen, die größte darunter ist Indien (.in), die exotischsten wohl die karibischen Inselstaaten St. Vincent and the Grenadines (.vc) und Saint Lucia (.lc). Man verstehe sich dabei nicht als Aufkäufer solcher Adresszonen, sondern klar als Technologieprovider, betont Philipp Grabensee, Vorsitzender des Aufsichtsrates von Afilias.
Konkurrent VeriSign betreibt neben der größten Adresszone, .com im Länderadressbereich derzeit selbst nur .tv, die Länderadresszone von Tuvalu, die aber für alle mit Fernsehen beschäftigten Firmen und Organisationen sehr attraktiv ist. Länderregistries wie das DeNIC, das sich ebenfalls bereits als Backend-Provider für Schwesterregistries im ccTLD-Bereich betätigt haben, haben .me den großen kommerziellen Registries überlassen. Das DeNIC hatte sich eine Zeit lang um den Betrieb von Guinea-Bissau (.gw) gekümmert. Allerdings wird beim DeNIC inzwischen kontrovers diskutiert, inwieweit man sich überhaupt als Backend-Provider außerhalb der .de-Zone betätigen will.
Erklärtes Ziel für die .me-Adresszone ist nach Aussage von Grabensee von Afilias nicht nur die Versorgung der montenegrinischen Bevölkerung mit .me-Adressen. Vielmehr hofft man, dass das Kürzel auch andere Kunden anzieht, etwa aus dem Web-2.0-Bereich. Help.me, support.me, love.me seien möglicherweise attraktive Adressen, meint Grabensee. Als aggressiven Vermarkter hat man daher GoDaddy mit ins Boot genommen. Der US-Registrar habe rund 50 Prozent der bislang registrierten .mobi-Adressen verkauft, schätzt Grabensee. Interessante – als Premiumdomains bezeichnete – Adressen sollen in Montenegro unter den Auktionshammer kommen. Aus Sicht eines kleinen Landes wie Montenegro seien die Einnahmen aus dem Domaingeschäft verständlicherweise willkommen, erklärt Grabensee.
Allerdings rät man bei Afilias nicht dazu, die Adressen zu hohen Preisen zu verkaufen – .tv etwa kostet 25 US-Dollar pro Second-Level-Domain. Zudem geht Grabensee davon aus, dass die Adressen für Montenegriner billiger vermarktet werden sollen. Um den lokalen Vertrieb in Montenegro und den jugoslawischen Schwesterstaaten kümmert sich ME-Net. "Zur Preisstruktur können wir allerdings wenig sagen. Die wird von Montenegros Regierung festgelegt, wir machen allenfalls Vorschläge," sagt Grabensee. (Monika Ermert) / (jk)