Hightech-Krise belastet zunehmend den Arbeitsmarkt
Experten sehen in Deutschland keine boomende Branche mehr und erwarten für den Herbst einen Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Die Krise der deutschen High-Tech- Branche belastet nach Einschätzungen von Experten zunehmend auch den Arbeitsmarkt. Der Job-Abbau bei Computer- und Hochtechnologie-Firmen werde aber aller Voraussicht nach erst im Herbst richtig durchschlagen, meinten die Fachleute am Freitag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Erste Anzeichen einer Arbeitsmarktbelastung seien allerdings schon jetzt spürbar. Das zu erwartende Ausmaß der Arbeitslosigkeit lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht genau prognostizieren.
Die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg selbst lehnte am Freitag Prognosen über die Arbeitsmarktentwicklung ab. Es sei schwierig für die Zukunft Aussagen zu machen, da keineswegs jede Entlassung in der High-Tech-Branche automatisch in die Arbeitslosigkeit münde, hieß es am Freitag in Bundesanstalts-Kreisen. Zudem müsse erst einmal abgewartet werden, welche der angekündigten Entlassungen am Ende wirklich umgesetzt würden. Es zeige sich immer wieder, dass ein Job- Abbau am Ende geringer ausfalle als angekündigt.
Nach Einschätzung des Münchner Ifo-Instituts stellt allein schon die Tatsache, dass es nun auch in einer bislang prosperierenden Branche zu Entlassungen komme, eine Belastung für den Arbeitsmarkt dar. "Wir haben damit in Deutschland keine boomende Branche mehr", sagte der Leiter der Konjunktur-Abteilung, Willi Leibfritz. Mit konkreten Auswirkungen rechnet der Konjunkturforscher erst in ein paar Monaten. In der Industrie gebe es nach einer Ifo-Umfrage generell den Trend zum Arbeitsplatzabbau.
Der Chef-Volkswirt des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Wolfgang Scheremet, erwartet vor allem für Oktober als Folge der Entlassungswellen in der Computer-, Halbleiter- und Telekommunikations-Branche einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Denn viele der jetzt oder demnächst gekündigten Mitarbeiter müssten das Unternehmen zum Quartalsende Ende September verlassen. Die Vermittlungschancen der Betroffenen auf dem Arbeitsplatz schätzte der Volkswirt als schwierig ein: "Wir erleben im Moment einen flächendeckenden Konsolidierungsprozess, bei dem kaum noch ein Unternehmen expandiert und damit neue Mitarbeiter einstellt".
Ähnlich beurteilt die Arbeitsmarkt-Lage für Computer- und Software-Fachleute auch Leibfritz vom Ifo-Institut. Hoch qualifizierte Beschäftigte hätten zwar generell bessere Vermittlungschancen. "Wenn aber eine ganze Branche unter Druck steht, dann kann es für den Einzelnen schon mal schwierig werden, einen neuen Arbeitsplatz zu finden", urteilte der Konjunktur-Forscher. Der Vorteil der Beschäftigungsgruppe sei, dass sie flexibler sei als Erwerbslose mit geringerer Qualifikation. (dpa) / (mw)