Himmelsschauspiel für Millionen: Totale Sonnenfinsternis über Nordamerika

In Nordamerika leben dutzende Millionen Menschen in dem Gebiet, das Kernschatten der totalen Sonnenfinsternis am Montag streifen wird. Die Vorfreude ist groß.

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Sonne fast komplett vom Mond verdeckt

Aufnahme der Sonnenfinstern vom 21. August 2017

(Bild: NASA/Aubrey Gemignani)

Lesezeit: 3 Min.

In Nordamerika können am Montag dutzende Millionen Menschen eine totale Sonnenfinsternis erleben, in den USA und Kanada wird es die letzte für mehr als 20 Jahre. Der Kernschatten wird sich jetzt am Nachmittag (Ortszeit) von Mexiko über den östlichen Teil der USA bis nach Kanada bewegen, bevor er im Nordatlantik in die Nacht übergeht. Die US-Weltraumagentur NASA spricht von einem "kosmischen Meisterwerk" und plant gleich mehrere aufwendige Missionen, um die seltene Gelegenheit für Forschungszwecke zu nutzen. Gleichzeitig machen sich unzählige Menschen auf den Weg, um an Orte zu reisen, wo die Sonnenfinsternis nicht nur partiell, sondern vollständig zu sehen ist.

Visualisierung des Verlaufs des Kernschattens

(Bild: NASA's Scientific Visualization Studio)

Beginnend über dem Pazifik zieht sich der Kernschatten über den Norden Mexikos, wo er bei der Stadt Mazatlán das Festland erreichen wird. Danach überquert er die Vereinigten Staaten von Texas in Richtung Nordosten bis nach Maine, bevor er noch den Südosten Kanadas streift. Das Spektakel findet überwiegend am Nachmittag statt, abhängig von den Wetterbedingungen als unter guten Voraussetzungen. Direkt vom Kernschatten berührt werden Großstädte wie San Antonio, Dallas, Indianapolis, Cleveland, Buffalo und Montreal, insgesamt leben dort mehr als 30 Millionen Menschen. Die letzte totale Sonnenfinsternis war von den USA aus 2017 zu sehen, in Mexiko 1991 und in Kanada 1979. Auf die nächste wird man in den USA und Kanada bis 2044, in Mexiko bis 2052 warten müssen.

Vor allem in den USA laufen die Vorbereitungen auf das Spektakel seit Monaten. So sind beispielsweise alle auf Airbnb angebotenen Übernachtungsmöglichkeiten im Gebiet des Kernschattens komplett ausgebucht, hat ein Analyseunternehmen vorab ermittelt. An vielen Orten sind Partys zum gemeinsamen Beobachten geplant, bei denen auch kostenlos Spezialbrillen zum Schutz der Augen verteilt werden sollen. Zahlreiche Schulen in Bezirken, von denen aus die totale Sonnenfinsternis beobachtet werden kann, haben angekündigt, an diesem Tag zu schließen. Die Wetteraussichten sind nicht jedoch vielerorts nicht besonders gut. In großen Teilen der USA sollen Wolken die Sicht mindestens teilweise versperren, mancherorts ist sogar Regen oder Sturm angekündigt.

Die NASA will die Sonnenfinsternis dafür nutzen, um mit drei Höhenforschungsraketen Veränderungen in der Ionosphäre zu vermessen. Damit solle erforscht werden, wie sich die obere Erdatmosphäre bei einer vorübergehenden Abwesenheit von Sonnenlicht verändert. Außerdem werden spezielle Forschungsflugzeuge in großen Höhen und mit hohen Geschwindigkeiten dem Kernschatten folgen, um die Sonnenfinsternis für Instrumente an Bord deutlich zu verlängern. In etwa 15.000 Metern Höhe werden sie zudem über den Wolken unterwegs sein und damit eine ungehinderte Sicht auf die Verdunkelung haben. Obendrein sollen dutzende Stratosphärenballons Daten zur Sonnenfinsternis sammeln.

Von Europa aus wird die totale Sonnenfinsternis nicht zu sehen sein, lediglich am westlichen Rand des Kontinents – darunter in Teilen Portugals, Spaniens, Irlands und Großbritanniens sowie in Island – wird sie am späten Abend als partielle Sonnenfinsternis auszumachen sein. Aus Deutschland war zuletzt im August 1999 eine totale Sonnenfinsternis zu sehen, auf die nächste muss man hierzulande noch Jahrzehnte warten: Erst am 3. September 2081 wird die Sonne über den südlichsten Orten in der Bundesrepublik komplett verdunkelt. Weiter nördlich gibt es die nächste totale Sonnenfinsternis am 7. Oktober 2135. Die nächste partielle Sonnenfinsternis gibt es hierzulande am 29. März 2025.

(mho)