Hintergrund: GNU "adelt" Donald E. Knuth

Der neue GNU-Compiler unterstützt offiziell das Prozessordesign MMIX von Donald E. Knuth, und adelt den Pionier der Informatik.

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Von
  • Herbert Schmid

Das Entwicklerteam der GNU Compiler Collection hat die von Hans-Peter Nillson erstellte Portierung auf den MMIX-Prozessor in den offiziellen Quelltext aufgenommen. Damit ehrt die Open-Source-Gemeinde den Informatik-Guru und Erfinder von MMIX, Donald E. Knuth. Eigentlich ist das 64-bittige MMIX-Design kein wirklicher Prozessor, sondern existiert derzeit nur in Form von Emulatoren. Diese simulieren aber alle nötigen Einheiten, inklusive Befehl-Pipelines, Caches und Branch-Prediction. Damit lassen sich die Zusammenhänge von Prozessordesign und Ausführungsgeschwindigkeit vortrefflich studieren.

Seinen guten Ruf erlangte Knuth durch sein Standardwerk der Informatik The Art of Computer Programming (TAOCP). Drei der geplanten fünf Bände sind bereits in den 70ern erschienen, doch dann kam er lange Zeit nicht dazu, weitere Teile zu schreiben. Dafür überarbeite Knuth die Bände 1 bis 3, um der rasanten Entwicklung der Informatik Rechnung zu tragen. Inzwischen entsteht auch Band 4, den er in Faszikel genannten Stückchen bereits vorab veröffentlicht. Auf diese Weise möchte er Feedback von seinen Lesern bekommen, um eine möglichst fehlerfreie Fassung zu erhalten. Zum Dank zahlt er jedem, der einen Fehler in seinen Büchern aufdeckt, 2,56 US-Dollar.

Daneben tritt Knuth für OpenSource-Software ein und gründete mit TeX selbst eines der erfolgreichsten Open-Source-Projekte. Die Textverarbeitung konnte lange vor WinWord & Co. mit Texten von mehr als hundert Seiten umgehen und ist quasi das Werkzeug für wissenschaftliche Veröffentlichungen. Besonders mathematische Formeln und die Sonderzeichen vieler Sprachen lassen sich mit TeX leicht setzen.

Den Quelltext seines MMIX-Emulator hat Knuth natürlich ebenfalls veröffentlicht. Dafür verwendete Knuth seine Technik des Literate Programming, bei der Programmcode und Dokumentation gleichzeitig erstellt werden. Dazu erfand Knuth die Programmiersprache CWEB, aus deren Quelltexten Hilfprogramme C-Code oder die Dokumentation generieren.

Ein ausführliches Interview mit Donald E. Knuth finden Sie in c't 5/02 auf Seite 190. (hes)