Hintergrund Media-Saturn: Machtkampf ohne Ende

Seit über einem Jahr tobt um Media Markt und Saturn ein Machtkampf. Der Mehrheitseigner Metro will durchregieren, die Gründer verteidigen ihre Vetorechte – und das Unternehmen leidet. Die Richter sehen sich machtlos und fordern endlich einen Kompromiss.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Roland Losch
  • Volker Danisch

Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt

(Bild: dpa)

Für Europas führende Elektronikhändler Media Markt und Saturn könnte es in diesen Tagen eigentlich nicht besser laufen. Die Fußball-EM ist ein Fernseh-Großereignis, das ihren Absatz ankurbelt. "Jedes Angebot ein Volltreffer", verheißt die Werbung. Doch nicht nur auf dem Rasen wird hart gekämpft: Seit über einem Jahr tobt bei Media-Saturn ein erbitterter Machtkampf zwischen dem Mehrheitseigner Metro und Firmengründer Erich Kellerhals. Und kein Ende in Sicht.

Am Donnerstag wurde der Streit vor dem Oberlandesgericht München fortgeführt. Das sieht sich aber als nicht zuständig an. Juristisch nicht, weil die Gesellschafter für solche Streitfragen ein Schiedsgericht eingerichtet haben, das sogar schon getagt hat. Und eigentlich könne überhaupt kein Urteil oder Schiedsspruch aus dem Streit heraushelfen, denn die Gesellschafter müssten im Unternehmen ja weiter zusammenarbeiten, erklärte der Senatsvorsitzende Hartmut Fischer. "Deshalb mein fast moralischer Appell: Die Gesellschafter mögen sich doch bitte wieder zusammenraufen." Die einzige Alternative wäre, "dass man zum Scheidungsrichter geht".

Die Scheidung hat auch Kellerhals schon vorgeschlagen. Das Vertrauensverhältnis sei zerstört. Er habe schon Anfragen von Investoren, die die 75 Prozent der Metro übernehmen könnten, erklärte er auf seiner Homepage. Der Firmengründer hält 22 Prozent, hat aber bei allen wichtigen Weichenstellungen ein Vetorecht. Den Versuch der Metro, alle wichtigen Entscheidungen in einen Beirat zu verlagern, der mit einfacher Mehrheit und damit allein mit den Stimmen der Metro entscheidet, sieht Kellerhals als Enteignungsversuch.

Der Streit belastet die Elektronikketten mit ihren 66.000 Mitarbeitern zusehends. Beim verzögerten Aufbau des Internet-Geschäfts gaben sich beide Seiten gegenseitig die Schuld. Auch bei der Expansion nach China habe es Auseinandersetzungen gegeben, rief das Gericht in Erinnerung. Wie tief die Gräben inzwischen sind, offenbaren auch die jüngsten Personalquerelen: Nach dem Abgang des Finanzvorstands warf Metro-Manager Georg Mehring-Schlegel als kommissarischer Nachfolger schon nach einem Monat das Handtuch. "Wenn Finanzmanager unerlaubt und ohne Abstimmung mit Handelsspezialisten der Gründungsgesellschafter die Richtung vorgeben, so wie Herr Olaf Koch bei Media Markt und Saturn, steigt das Risiko", attackierte Kellerhals den neuen Metro-Vorstandschef.

Das Schiedsgericht könnte schneller entscheiden als ein staatliches Gericht – wohl noch im Sommer – und seine Entscheidung sei sehr schwer anzufechten, erklärten die Anwälte der beiden Streitparteien am Donnerstag übereinstimmend. Ansonsten aber lagen sie weiter auf Konfrontationskurs. Metro-Anwalt Rüdiger Bub sagte: "Das ist ein hundertprozentiger Sieg für die Metro." Kellerhals-Anwalt Martin Schockenhoff sagte: "Ich bin vorsichtig optimistisch für das Schiedsverfahren."

Aber Richter Fischer meinte, entweder "Metro fällt auf die Nase" oder Kellerhals – aber jeder könne dem anderen das Leben auch danach weiterhin schwer machen. Dass das dem Unternehmen schade, liege auf der Hand. Schon in Ingolstadt hatte der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl fast händeringend dazu aufgerufen, im Interesse des Unternehmens Frieden zu schließen. "Denn sonst schaut der Unterlegene sofort, wie kann ich den Gegner woanders zwicken". (keh)