Hörbücher: Apple trainierte KI offenbar mit Profi-Sprechern – ohne deren Wissen

Profi-Erzähler zeigen sich verärgert, dass ihre Stimme wohl Apples Vorlese-KI trainiert hat. Eine Klausel im Vertrag einer Spotify-Tochter machte das möglich.

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Junge mit Kopfhörer und Smartphone

(Bild: Shutterstock/carballo)

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Apples neues, mit computergenerierten Stimmen vorgelesenes Hörbuchangebot sorgt erneut für Ärger: Professionelle Sprecher und Erzähler in den USA zeigen sich empört, dass ihre Stimmen zum Trainieren der Vorlese-KI des Konzerns benutzt worden sein könnten, ohne dass sie darüber in Kenntnis gesetzt wurden. Es fühle sich nach einem klaren "Verstoß" an, dass die eigene Stimme zum Trainieren von etwas verwendet wird, "dessen Ziel es letztlich ist, unseren Platz zu übernehmen", erklärte ein Hörbuch-Sprecher gegenüber dem Magazin Wired.

Möglich machte das eine Klausel im Vertrag mit der Firma Findaway Voices, die auf Vertrieb und Produktion von Hörbüchern spezialisiert ist. Die Klausel räumt dem Bericht zufolge Apple das Recht ein, Audiobooks zum Training für maschinelles Lernen und ML-Modelle zu verwenden. Findaway Voices gehört inzwischen dem Streaming-Marktführer Spotify.

Eine klare Information über die Nutzung zum KI-Training sei nicht erfolgt, erzählen die Profi-Sprecher. Die Klausel wurde offenbar schon im Jahr 2019 ergänzt, sei in aktualisierten Geschäftsbedingungen aber weit unten versteckt worden, berichten Künstler. Die Firma lasse sich zudem regelmäßig lange Änderungsdokumente bestätigen.

Apple und Findaway haben sich in Reaktion auf Beschwerden in dieser Woche dazu entschieden, die Verwendung von Hörbüchern zum KI-Training einzustellen, zitiert Wired aus dem Schreiben einer Gewerkschaft an ihre Mitglieder. Einige nicht von der Gewerkschaft vertretene Autoren haben demnach auch direkt Einspruch gegen die Verwendung ihrer Stimme zum KI-Training bei Findaway und Apple eingelegt. Eine Stellungnahme der Firmen liegt bislang nicht vor.

Apple führt seit Anfang Januar mit computergenerierten Stimmen vorgelesene Hörbücher im US-Programm seines digitalen Buchladens. Die Audiobücher werden von einer "digitalen Stimme" vorgelesen, "die auf einem menschlichen Erzähler basiert", heißt es bei Apple. Schon bei der Ankündigung versuchte der Konzern, Kritik zuvorzukommen: Man wolle weiterhin die "Magie des menschlichen Erzählens" zelebrieren, heißt es. Die KI-Hörbücher seien als Ergänzung vor allem für kleinere Verlage und Indie-Autoren interessant.

Mit dem explosiven Hype von Inhalte erzeugenden KIs wie ChatGPT und Stable Diffusion entwickeln sich die dafür verwendeten Trainingsdaten zunehmend zum Streitthema: Künstler und Bildagenturen haben bereits erste Klagen gegen KI-Bildersteller angestrengt.

(lbe)