Hongkong-Kontroverse: US-Politiker schreiben kritischen Brief an Blizzard

US-Politiker kritisieren Blizzards Entscheidung, einen E-Sportler aus Hongkong zu sperren. Der Publisher hat in der Zwischenzeit weitere Spieler gebannt.

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Blizzards Honkong-Kontroverse: US-Politiker schreiben kritischen Brief

Der Hearthstone-Profi "blitzchung" spricht seine Unterstützung für die Hongkong-Proteste aus.

(Bild: Blizzard)

Lesezeit: 3 Min.

Mehrere US-Politiker haben den Umgang mit dem Hearthstone-Profi Ng "blitzchung" Wai Chung in einem gemeinsamen Brief an Activision Blizzard verurteilt. Blizzard hatte den Profi zunächst für ein Jahr gesperrt, nachdem er sich in einer Live-Übertragung mit den Protesten in Hongkong solidarisiert hatte. Die Bewohner der Sonderverwaltungszone demonstrieren gegen wachsende Einflussnahme Chinas.

Die Sperre des E-Sportlers habe man mit tiefer Besorgnis wahrgenommen, schreiben die insgesamt fünf Unterzeichner des Briefes. Unter ihnen sind neben den Senatoren Marco Rubio und Ron Wyden auch drei Kongressabgeordnete wie die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez. Der Demokrat Wyden und der Republikaner Rubio hatten das Vorgehen Blizzards bereits auf Twitter kritisiert: Blizzard habe sich von China einschüchtern lassen.

"Ihr Unternehmen gibt vor, für das Recht auf individuelle Gedanken- und Meinungsäußerung zu stehen", schreiben die US-Politiker an Activision-Blizzard-CEO Bobby Kotick. "Aber viele Ihrer eigenen Angestellten glauben, dass die Sperre für Chung nicht mit diesen Werten vereinbar ist." Mehrere Blizzard-Mitarbeiter hatten gegen Blizzards Entscheidung protestiert, indem sie beispielsweise Unternehmensschriftzüge überklebten.

Als Säule der Gaming-Community sei Blizzard in besonderer Verantwortung gegenüber Spielern, heißt es weiter im Brief. Blizzard müsse sich entschieden, ob man sich dem Druck Chinas beugen oder zu amerikanischen Werten stehen will. Einen ähnlichen Brief hat auch Apple-Chef Tim Cook bekommen. Apple hatte eine App aus dem Store entfernt, die von Teilnehmern der Hongkong-Proteste genutzt worden war.

Kritiker werfen Blizzard vor, mit der Sperre des E-Sportlers aus Hongkong finanzielle Interessen auf dem chinesischen Markt zu verfolgen. Blizzard streitet das ab. "blitzchung" habe die von ihm zuvor anerkannten Regeln des Turniers gebrochen: "Es hat Konsequenzen, die Diskussion weg vom Zweck des Events zu lenken und die Übertragung zu stören oder zu unterbrechen", schrieb Blizzard-Präsident J. Allen Brack in einer Stellungnahme. In der Zwischenzeit hat Blizzard außerdem ein College-Team gesperrt, das während einer Übertragung des Kartenspiels Hearthstone ein Schild mit dem Schriftzug "Befreit Hongkong" hochgehalten hatte.

Laut Blizzard sollen die Sanktionen verhindern, dass E-Sports-Übertragungen zu politischen Veranstaltungen werden. Angesichts des massiven Gegenwinds aus der Gaming-Community und der Politik scheinen sie ihr Ziel zu verfehlen. In Foren und sozialen Medien organisieren sich Spieler, um auf Blizzards Hausmesse Blizzcon für Hongkong zu protestieren.

Activision-Blizzard gehört zu 5 Prozent dem chinesischen Tech-Unternehmen Tencent. Das Konglomerat hält außerdem jeweils 5 Prozent an Ubisoft und Paradox. Fortnite-Entwickler Epic Games gehört zu 40 Prozent, "League of Legends"-Entwickler Riot Games zu 100 Prozent zu Tencent. (dahe)