IBM: "Linux ist nicht aufzuhalten"

Novells Abkommen mit Microsoft gibt weiterhin genügend Stoff für Diskussionen ab. Nun hat sich auch der größte Linux-Unterstützer zu dem Thema geäußert.

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Scott Handy, bei IBM als Vizepräsident für Linux und Open Source zuständig, sieht durch den Offenen Brief des Novell-Chefs Ron Hovsepian den größten Teil der Bedenken gegen die Partnerschaft zwischen dem Suse-Linux-Distributor und Microsoft beseite geräumt. In einem Interview mit Linux Watch betonte er, die Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen sei "gut für Linux". Microsoft habe begriffen, dass das freie Betriebssystem nicht aufzuhalten sei. Durch die Partnerschaft des Softwareriesen mit Novell und durch Oracles Offensive sei die Linux-Wachstumsrate angeschoben worden.

Vor dem Hintergrund der Beteuerung Hovsepians in seinem Brief an die Open-Source-Gemeinde, Novell habe durch die Partnerschaft mit Microsoft nicht eingestanden, Linux nutze geistiges Eigentum des Redmonder Riesen – so wie es Microsoft-CEO Steve Ballmer kürzlich behauptete –, sieht der IBM-Manager keinen Anlass für einen Wechsel des Verhältnisses zwischen seinem Unternehmen und Novell. Allerdings räumte Handy auch vage ein, dass nicht alle Fragen beantwortet seien. IBM sei sich immer noch nicht sicher, welche Absichten Microsoft in Sachen Patente verfolge. Dennoch habe IBM "nie einen Patentschutz für Linux als notwendig angesehen". Wenn es juristische Ansprüche gebe, sollten diese seines Erachtens unter den Anbietern und nicht unter den Endverbrauchern ausgefochten werden.

Handy gab weiter an, mit der Stellungnahme des vor einem Jahr gegründeten Open Invention Network (OIN), das sich um ein schützendes Patentgeflecht rund um Open Source bemüht, übereinzustimmen. Hierbei ging es in dem Interview mit Linux Watch um den den durch den Microsoft-Novell-Pakt angeblich bestätigten Stellenwert von Linux. OIN-CEO Jerry Rosenthal wird aber in anderen US-Medien wie Eweek weiter zitiert, eventuelle Patentansprüche Microsofts gegen Linux seien grundlos. Es habe keinen konkreten Anlass für das Abkommen gegeben.

David Kaefer, bei Microsoft Direktor für geistiges Eigentum und Lizenzierung, lehnte in dem gleichen Eweek-Bericht eine konkrete Antwort auf die Frage ab, ob Microsoft selbst mit seinen Produkten irgendeines der Patente verletzen könne, die für Linux und Open Source von Novell oder anderen Firmen in Anspruch genommen würden. Keine Firma würde eine Liste aller möglichen Patentverletzungen veröffentlichen. Es sei auch nicht produktiv, Codezeilen durchzugehen und nach möglichen Patentverletzungen zu suchen. Microsoft habe sich in der Vergangenheit nicht als ein Unternehmen erwiesen, das mit Gewalt seine Patente durchsetzen wolle. Bisher sei es in einer solchen Angelegenheit nur einmal vor Gericht gegangen.

Mit Novell sei Microsoft im Grunde eine ähnliche Vereinbarung eingegangen wie mit anderen Unternehmen, betont Kaefer. Diese seien für die technische Weiterentwicklung notwendig. Das aktuell viel diskutierte Abkommen unterscheide sich von anderen dadurch, dass Besonderheiten wie die GNU General Public Licence und das Entwicklungsmodell der Open-Source-Gemeinde berücksichtigt werden müssten. Novell-Vizepräsident John Dragoon erläutert, das Abkommen schütze die Kunden, aber nicht davor, dass sich Microsoft und Novell gegenseitig wegen Patentverletzung verklagen könnten.

Zur Kooperation zwischen Microsoft und Novell und den Reaktionen darauf siehe auch:

(anw)