IBM: Peace, Love und ... Linux

Mit Pinguinen, Peace-Zeichen und Reminiszenzen an die anti-autoritären Bewegungen will IBM Werbung für Linux und gegen "proprietäre Systeme von Microsoft und Sun" machen.

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Von
  • Jürgen Kuri

In den letzten Wochen erst erregte Microsoft Aufsehen – sowohl mit starken Sprüchen gegen Open Source beziehungsweise gegen die GNU General Public License als auch mit einer Werbekampagne, die mit vier mutierten Pinguinen gegen das Open-Source-System Linux Front machte. Nun setzt IBM eine eigene Kampagne auf – für Linux natürlich, wie sich angesichts des Engagements von Big Blue für das freie Betriebssystem unschwer vermuten lässt. Der Pinguin, unter dem Namen Tux schon lange das Maskottchen von Linux, soll die IBM-Anzeigen dominieren. Für einen Konzern wie IBM aber etwas überraschend ist der Zusammenhang zur Hippie- und Friedensbewegung der 60er und 70er Jahre, der in der Kampagne hergestellt wird: Linux als das revolutionäre System, das üblen Monopolisten das Wasser abgräbt? Jedenfalls verwendet IBM in den Anzeigen unter dem Motto "Peace, Love & Linux" unter anderem das Peace-Zeichen, außerhalb der USA soll dies durch andere Symbole ersetzt werden, in Europa etwa durch die Friedenstaube. Auch symbolische Reminiszenzen beispielsweise an die Hippies und Woodstock werden in der Kampagne auftauchen.

Altruismus und eine neu entdeckte Liebe für antiautoritäre Bewegungen sind aber wohl kaum die Triebkräfte hinter der IBM-Kampagne, die mehrere Millionen US-Dollar kosten soll. Eine Milliarde US-Dollar will IBM in der nächsten Zeit in die Entwicklung von Linux stecken – und die sollen sich schließlich irgendwann auszahlen. IBM möchte das Open-Source-System vor allem kleineren Firmen näher bringen, zielt mit den neuen Anzeigen nach eigenen Angaben aber auch auf alle an Technik Interessierten. Nach Ansicht von IBM ist Linux bei größeren Firmen und Internet-Providern schon weit verbreitet, während kleinere Firmen und auch Privathaushalte die Vorteile des Systems noch nicht so recht erkannt hätten. Man wolle ein etwas schärferes Bild erzeugen, dass die Linux-Bewegung feiert, hieß es aus IBM-Kreisen.

IBM-Sprecher Trink Guarino meinte gegenüber dem US-Newsdienst CNet, es gehe um freie Meinungsäußerung, Kreativität, Innovation und Zusammenarbeit. Auf einer Konferenz mit Geschäftspartnern in dieser Woche erklärten IBM-Vertreter zudem, "Peace, Love & Linux" sei als eine Parole für offene Standards zu verstehen. Offene Standards und offene Software wie Linux mache heterogenen Systemen die Zusammenarbeit über Netzwerke wie das Internet einfacher und schwächten solche proprietären Betriebssysteme wie Microsofts Windows und Suns Solaris, hieß es auf der Konferenz. Für das alles stehe die neue Kampagne, die von Linus Torvalds, dem "Erfinder" von Linux, abgesegnet worden sei. Firmen wie Sun oder Microsoft hatte IBM-Chef Lou Gerstner schon Mitte Dezember als die "letzten großen proprietären Spieler" bezeichnet, "die man für lange Zeit in der IT-Branche sehen wird". Ob IBM mit solchen Aussagen auch das eigene Unix-Derivat AIX meint, ließ der Konzern bislang allerdings offen. (jk)