IBM präsentiert neue Server-Marke und Unix-Strategie

Am Dienstag stellte IBM seine neu strukturierte Server-Produktpalette unter der Markenbezeichnung eServer vor und verdeutlichte seine Unix/Linux-Strategie.

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Von
  • Laurenz Weiner

IBM nimmt die Überarbeitung seiner S/390-Mainframes zum Anlass, alle Server-Produkte in vier Linien unter der neuen Markenbezeichnung eServer zu bündeln. Ganz, wie es neuzeitliche Schreibweisen offensichtlich notwendig machen, schreibt IBM bei den neuen Server-Linien übrigens offiziell das kleine "e" mit einem Kringel – wie beim "Klammeraffen" @.

Am gestrigen Dienstag stellte der Konzern als erste tatsächliche Neuschöpfung die eServer zSeries 900 vor, hinter der sich die lange erwartete siebte Generation (G7) der S/390-Rechner verbirgt. Gleichzeitig präsentierte IBM mit zOS ein neues, speziell auf diese Linie zugeschnittenes Betriebssystem, das über virtuelle Server ermöglicht, die Leistungsfähgkeit des Gesamtsystems im laufenden Betrieb an die aktuellen Anforderungen anzupassen. Zu den für die zSerie (hinter dem "z" verbirgt sich "zero downtime") angebotenen Betriebssystemen gehört aber auch Linux. IBM rühmt für die zSeries die unglaublichen Zuverlässigkeit, das dynamischen Workload-Management sowie bis zu 640 Prozessoren – 32 Knoten mit 20-Prozessor-Rechnern über Parallel-Sysplex gekoppelt.

Außerdem will IBM die mit Intel-Technik bestückten Server Netfinity und Numa-Q zukünftig durch die eServer xSeries ersetzen. Die bis zum Supercomputer skalierbaren Unix-Server RS/6000 weichen irgendwann der pSeries. Hier stellte IBM auch die neue 24-Wege S80 Turbo vor. Deren Taktrate schnellte von 450 auf 600 MHz, der Speicherausbau ist auf 96 GB möglich. Die Business-Maschine AS/400 soll später zugunsten der eServer iSeries aus dem Programm fallen.

Zu der "radikalsten Veränderung in unserem Hardware-Geschäft seit 30 Jahren" – so Bill Zeitler, Vizepräsident und Chef der IBM Server Group – gehört auch ein neues Preismodell für die eServer. Zukünftig sollen IBM-Server-Kunden mehr für die tatsächlich genutzte Software- und Hardwareleistung bezahlen, weniger für die maximal mögliche – ein Zahlungssystem, dass man mit der monatlichen Begleichung der Stromrechnung vergleichen kann. Außerdem sollen interne Umstrukturierungen Marketing und Vertrieb der Serverlinien verbessern.

IBM stellte darüber hinaus auch seine Unix/Linux-Strategie etwas klarer dar. AIX sei immer noch das strategische Unix-Betriebssystem mit industrieller Ausrichtung. Die Software-Hersteller sähen AIX als wichtig an. Zusätzlich wird aber ein starkes Linux-Umfeld aufgebaut, also etwa Linux auf PowerPC. Als umsatzstarkes Betriebssystem werde Linux sich im IA-32-Bereich erweisen. Im Projekt Monterey hat IBM AIX auf den IA-64 portiert, eine Beta-Version ist ausgeliefert. Die Verwandschaft zu Linux repräsentiert IBM durch AIX L(inux). In der Version AIX 5L ist die Linux-Umgebung auch mit den GNU-Tools für IA-64 realisiert. Auch auf den anderen Plattformen von der S/390, wo Linux native in einer Partition unter VM/ESA läuft, bis hin zum Thinkpad können laut IBM alle Rechnersysteme heute schon mit Linux ausgeliefert werden.

IBM hofft, mit diesen Massnahmen im boomenden Bereich der Unix- und Intel-Server an den Marktanteilen von Sun, Hewlett-Packard, Compaq und Dell knabbern zu können – ein Vorhaben, das Marktkenner zur Zeit allerdings eher skeptisch beurteilen. (law)