Cebit

IBM punktet mit Auffälligkeitsanalysen

Der IBM-Konzern stellt in Hannover mehrere Produkte vor, die auf Analyseverfahren beruhen. Darunter eine automatische Standstreifenbeobachtung für Autobahnen und eine Software, die falsch abrechnenden Ärzten auf die Schliche kommen soll.

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Von
  • Detlef Borchers

Der Geschäftsbereich Öffentlicher Dienst des IBM-Konzerns stellt in Hannover mehrere Projekte vor, mit denen das Unternehmen hierzulande um Kunden wirbt. Zu ihnen gehören so unterschiedliche Verfahren wie die automatische Standstreifenbeobachtung auf Autobahnen und die Suche nach falsch abrechnenden Ärzten.

Die Technik der Auffälligkeitsanalyse wird gern mit dem Beispiel des herrenlosen Koffers illustriert, der im Bahnhof oder auf dem Flughafen von Videoüberwachungssystemen gefunden wird, die dann einen Operator alarmieren. Auf der CeBIT stellt IBM eine andere Variante vor: Die automatische Standstreifenbeobachtung, die IBM für die hessische Verkehrszentrale auf der A5 zwischen Friedberg und dem Autobahnkreuz Bad Homburg realisierte. Auf dieser dreispurigen Autobahn kann zu Stoßzeiten der Standstreifen auf einer Länge von 50 Kilometern als vierte Fahrspur freigegeben werden.

Ehe dies möglich ist, muss jedoch sichergestellt sein, dass kein Fahrzeug oder Gegenstand den Streifen blockiert. Das übernimmt ein System von 50 Kameras, die ihre Bilder in ein Videomanagementsystem einspeisen. Dieses System verwendet wiederum Analyse-Algorithmen, die nach Objekten auf dem Seitenstreifen suchen und ihre Position sowie die Geschwindigkeit errechnen. Findet die Software stehende Objekte, wird ein Operator in der Verkehrsleitzentrale alarmiert. Das seit Juni 2007 getestete IBM-System hat laut Projektmanager Benedikt Giese die Erwartungen aller Beteiligten erfüllt und sogar übertroffen. Geht es nach IBM, kann das weltweit einmalige System zur automatischen Störfallerkennung auf Autobahnen an allen viel befahrenen Strecken in Deutschland zum Einsatz kommen. Datenschutzrechtliche Bedenken soll es nicht geben, da die eingesetzten Kameras nicht in der Lage sein sollen, KFZ-Kennzeichen auszulesen,

Etwas anders sieht es bei FAMS aus, der "Fraud and Abuse Management Solution", die IBM für die US-amerikanische Krankenversicherung Aetna entwickelte. Die Software sucht in den Abrechnungsdaten von Ärzten nach Auffälligkeiten, etwa nach der Abrechnung von "teureren" Leistungen oder von Leistungen, die gar nicht erbracht wurden. Nach Auskunft von IBM sollen mit Hilfe von FAMS Betrügereien im Werte von 20 Millionen US-Dollar aufgedeckt worden sein. IBM, das im kommenden medizinischen Telematik-System rund um die elektronische Gesundheitskarte die Ausschreibung für das Daten-Audit gewonnen hat, möchte FAMS auch deutschen Versicherern schmackhaft machen.

Ein weiteres in den USA entwickeltes System namens TACS (Tax and Audit Compliance Solution), das Steuererklärungen auf verdächtige "Ausreißer" untersucht, soll ebenfalls in Deutschland angeboten werden. Wie Produktmanagerin Michaela Mader auf der CeBIT betonte, geht es in allen Fällen neben den Kosteneinsparungen nicht um die Überwachung der Bürger, sondern um den sogenannten Sentinel-Effekt: "Das Wissen einzelner Personen, dass Auffälligkeitsanalysen durchgeführt werden, erhöht die Abrechnungsdisziplin bei Leistungserbringern und die Ehrlichkeit der Bürger." (Detlef Borchers) / (pmz)