IBM schießt scharf gegen Microsofts Dokumentenformat OOXML

Wenige Tage vor den Mediationsgesprächen bei der ISO in Genf über die Standardisierung von Office Open XML bezeichnet Bob Sutor, bei IBM für Standards und Open Source zuständig, die Spezifikation des Kontrahenten als "tot".

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Wenige Tage vor den Mediationsgesprächen in Genf bei der Internationalen Organisation für Normung (ISO über die Standardisierung von Office Open XML (OOXML) hat Bob Sutor, bei IBM für Standards und Open Source zuständig, die Spezifikation des Kontrahenten im Gespräch mit heise Open als "tot" bezeichnet. Die Bemühungen der Redmonder um eine offizielle Standardisierung des Dokumentenformats neben dem bereits von der ISO zertifizierten Open Document Format (ODF) könnten laut dem IBM-Manager nach hinten losgehen. Denn selbst falls Microsoft das Plazet für OOXML bekäme, dürften Teile davon nicht mehr verwendet werden, die bisherige "schlechte" Spezifikation müsste stark überarbeitet werden. Was heute bei Office 2007 in der Standardeinstellung herauskomme, sei dementsprechend ein "totes Format".

OpenXML fiel bei der Hauptabstimmung Anfang September bei der ISO aufgrund zahlreicher gravierender Bedenken zunächst durch. Standardisierungsgremien aus aller Welt reichten 3522 Kommentare mit Änderungswünschen an der rund 6000 Seiten umfassenden Spezifikation ein. Vom 25. bis 29. Februar findet in Genf nun die Einspruchberatung, das so genannte Ballot Resolution Meeting (BRM), statt. Die ECMA (European Computer Manufacturers Association), über welche Microsoft die Standardisierung von OOXML vorantreibt, hat Mitte Januar ein 2293 Seiten umfassendes Dokument vorgelegt, das als Grundlage für die Diskussion auf dem BRM dient.

Die nationalen Normungsorganisationen fällen dann einen Monat nach Ende der offiziellen Vermittlungsgespräche auf Grundlage der dabei erarbeiteten Ergebnisse ihr endgültiges Votum über Annahme oder Ablehnung des Norm-Entwurfes. Eine eigentliche weitere Abstimmung wird es Ende März nicht geben, die im Sommer abgegebenen Plädoyers können aber geändert werden. Die deutsche Delegation für das BRM besteht laut dem Deutschen Institut für Normung (DIN) aus je einem Abgesandten vom Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS), von Microsoft und IBM Deutschland, von der Finanzbehörde Hamburg, dem Auswärtigen Amt und dem DIN selbst.

Das komplette Interview mit Bob Sutor, Vice President Standards and Open Source bei IBM, über die "Sackgasse" OOXML, findet sich auf heise open. (Stefan Krempl) (akl)