IBM will BlueGene in US-Quizshow schicken

Auf Künstliche Intelligenz spezialisierte IBM-Wissenschaftler haben eine Software programmiert, die in der Lage sein soll, Aufgaben der beliebten TV-Ratesendung Jeopardy zu verstehen und diese auf Grundlage einer hinterlegten Wissensdatenbank zu lösen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Jeopardy-Studio von Sony Pictures

Der IT-Konzern IBM hat am heutigen Montag in Armonk (New York) die Teilnahme eines BlueGene-HPC-Systems an der Quizshow Jeopardy angekündigt. Jeopardy gehört zu den beliebtesten TV-Ratesendungen in den USA und zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Form der Aufgabenstellung aus: Nach dem Auswählen eines Elements aus den mit aufsteigenden Geldbeträgen versehenen Leisten verschiedener Themenbereiche (z.B. "Science 400") auf dem Game Board liest der Spielleiter den Kandidaten den sogenannten "Hinweis" vor, der beschreibt, um was es sich bei dem Gesuchten handelt. Je höher der Dollar-Betrag, umso schwieriger die gesuchten Begriffe – und umso raffinierter deren Umschreibung. Der Kandidat, der als erster den "Buzzer" betätigt und die richtige Lösung in der vorgegebenen Frageform "What is ...?" nennt, bekommt den entsprechenden Betrag seinem Spielkonto gutgeschrieben. Bei falschen oder verspäteten "Fragen" wird der Betrag vom Konto abgezogen.

Auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Wissenschaftler des IBM-Konzerns glauben nun, dass sie eine Software so weit perfektioniert haben, dass diese Jeopardy-Aufgaben verstehen und auf Grundlage einer hinterlegten Wissensdatenbank schnell lösen kann. An dem sogenannten "Question Answer (QA)System", das sich nicht zuletzt auf feine semantische Unterschiede der amerikanischen Sprache verstehen muss, wird IBM-Angaben zufolge bereits seit fast zwei Jahren gearbeitet. Um bei Jeopardy bestehen zu können, müsse das in Anlehnung an den IBM-Gründer (Thomas J. Watson Sr.) auf den Namen "Watson" getaufte Gesamtsystem enorme analytische Leistungen bewältigen, verdeutlicht Projektleiter David Ferrucci. Entscheidend sei dabei die Fähigkeit, eine ähnliche Lösungssicherheit zu erreichen, wie dies bei menschlichen Kandidaten der Fall sei. Gewinner der Jeopardy-Shows kommen im Durchschnitt auf 85 Prozent richtige Antworten (Fragen).

Game Board der Jeopardy-Show - hinter den Dollarbeträgen sind die "Hinweise" zu den gesuchten Begriffen versteckt.

Noch steht allerdings nicht fest, wann es zu einer Spezialausgabe "Mensch vs. Maschine" von Jeopardy kommen wird. Geklärt werden muss mit dem Produzenten Sony Pictures Television unter anderem, wie "Watson" im Studio auftreten wird. Zur Diskussion steht eine Avatar-Form, die auf einem Computerbildschirm angezeigt wird. Um den IBM-Wissenschaftlern die Arbeit etwas zu erleichtern, wird "Watson" die Beschreibung des gesuchten Begriffs durch den Spielleiter nicht akustisch verarbeiten müssen, sondern er wird direkt mit dem Text "gefüttert", der auch auf dem Game Board angezeigt wird. Lösungen soll er hingegen über einen Sprachgenerator selbst artikulieren. Liegt er damit richtig, sieht das Programm vor, dass er auch selbsttätig das nächste Element auf dem Game Board auswählen kann. Eine Anbindung an das Internet wird es für "Watson" den Angaben zufolge während der gesamten Show nicht geben. Als Gegner der denkenden Rechenmaschine könnte US-Medien zufolge unter anderem Ken Jennings in Frage kommen, der 74 Mal hintereinander bei Jeopardy gewann und dabei über 2,5 Millionen Dollar abräumte. (pmz)