IBMs Gewinn vor Steuern verpufft

IBM schafft im 1. Quartal vor Steuern nur noch eine rote Null. Die übernommene Firma Red Hat wächst, wobei sich IBM dort selbst der beste Kunde ist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen
IBM-Logo auf Wolkenkratzer

(Bild: dpa, Matthias Balk)

Lesezeit: 3 Min.

IBM hat im ersten Quartal des Jahres einen Umsatzrückgang von 3,4 Prozent im Jahresabstand auf 17,6 Milliarden US-Dollar hinnehmen müssen. Vor Steuern gab es eine rote Null (-49 Millionen Dollar). Vor einem Jahr war der vergleichbare Wert noch bei 1,9 Milliarden Dollar Plus gelegen. Wohl durch Umstrukturierungen konnte IBM Steuervorteile lukrieren, so dass der Nettogewinn nur um gut ein Viertel auf 1,2 Milliarden Dollar gefallen ist.

Das geht aus den Montagabend nach Börsenschluss von IBM veröffentlichten Quartalszahlen hervor. Der freie Cash Flow ist gegenüber dem schwachen IBM-Ergebnissen des Vorjahresquartals um ein weiteres Fünftel auf 1,4 Milliarden Dollar gesunken. Seine Barreserven konnte der Konzern in den drei Monaten um etwa drei Milliarden Dollar auf annähernd zwölf Milliarden ausbauen.

Eine Jahresprognose gibt es angesichts der Corona-Pandemie aber nicht mehr. "In den letzten Wochen mussten wir eine Verlagerung der Prioritäten unserer Kunden hin zur Sicherung ihrer Kapitalreserven hinnehmen", gestand CEO Arvind Krishna in der üblichen Telefonkonferenz mit Finanzanalysten ein, "Das hat den Softwarebereich überproportional getroffen." Institutionelle Anleger zahlten am Ende des nachbörslichen Handels 3,7 Prozent weniger für IBM-Aktien als zum Schluss des regulären Handels erzielt worden war.

Im Juli hat IBM die Übernahme Red Hats vollzogen. "Gemeinsam mit Red Hat etablieren wir Linux, Container und Kubernetes als den neuen Standard", freute sich Krishna, "Damit gewinnen wir die Schlacht um die Architektur der hybriden Cloud." Krishna hat das Ruder erst vor zwei Wochen von der in Pension gegangenen Ginni Rometty übernommen.

IBM betont, das Red Hat einen Umsatzzuwachs von 18 Prozent geschafft habe. Das stimmt nur, wenn man Umsätze für jene Leistungen fiktiv hinzuzählt, die Red Hat konzernintern für IBM erbracht hat. Das waren im dritten Quartal immerhin 347 Millionen Dollar – und damit fast halb so viel wie der echte Quartalsumsatz Red Hats von 719 Millionen Dollar. Damit ist IBM sicherlich der beste Kunden Red Hats. Vor einem Jahr hatte Red Hat 900 Millionen Dollar umgesetzt. Wie viel damals von der noch separaten Firma IBM gekommen ist, verraten die Unterlagen nicht.

Die verschiedenen Geschäftsbereiche IBMs haben sich recht unterschiedlich entwickelt. Cloud and Cognitive Software, wozu auch Red Hat zählt, ist um fünf Prozent gewachsen und hat damit 5,2 Milliarden Dollar umgesetzt. Der Vorsteuergewinn ist allerdings um fast die Hälfte auf 933 Millionen Dollar gefallen.

Bei den profitablen Global Business Services gibt es wie bei der defizitären Systems-Sparte keine großen Verschiebungen. Global Technology Services haben hingegen sechs Prozent weniger umgesetzt (4,1Milliarden Dollar) und von einem Vorsteuergewinn von 275 Millionen Dollar auf einen Vorsteuerverlust von 178 Millionen gedreht.

[Update]OEM-Kunden kurzfristige Kredite für den Einkauf bei IBM zu gewähren hat bei dem Konzern keine Zukunft; dieser Teil des Bereichs (Global Financing wird abgewickelt.[/Update] Er hat etwa ein Viertel weniger umgesetzt (299 Millionen Dollar) und ungefähr ein Drittel weniger Vorsteuergewinn gemacht (194 Millionen).

Hinweis: Das Update vom 23. April, 6:30 Uhr, stellt klar, dass IBM nicht die gesamte Sparte Global Financing sondern das OEM-Finanzierungsgeschäft einstellt. (ds)