ICANN-Treffen: Ägyptischer Gastgeber fordert Unabhängigkeit der Netzverwaltung

Zum Auftakt des 33. Treffens der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) in Kairo forderte der agyptische Informationsminister, die Unabhängigkeit der privaten Netzverwaltung zu stärken.

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Von
  • Monika Ermert

Die Netzverwaltung ICANN sollte eine unabhängige Organisation werden, empfahl Ägyptens Minister für Communications and Information Technology, Tarek Kamel, zum Auftakt des 33. Treffens der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) in Kairo. "Unsere Erwartung ist, dass es eine wirklich unabhängige, transparente und stabile ICANN sein wird", sagte der Minister mit Blick auf das Auslaufen des Vertrages der ICANN mit der US-Regierung im kommenden September. Kamel gilt als wichtiger Befürworter der ICANN in der arabischen Welt.

Kamel nannte zur Begrüßung der Netzverwalter drei große Herausforderungen für die internationale Internetgemeinschaft. Die neuen Möglichkeiten, die das Internet auf der Basis von P2P-Kommunikation bietet, müssten "in die richtige Richtung gehen", sagte Kamel. Sie hätten dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt zu dienen. An zweiter Stelle nannte Kamel den Übergang von IPv4 zu IPv6-Adressen. Dabei müsse sichergestellt werden, dass Entwicklungsländer den ihnen zustehenden Anteil am Adressraum bekommen sollten.

Als weitere große Herausforderung bezeichnete Kamel das Thema Cybersecurity, das regelmässig auch bei den Treffen arabischer und afrikanischer Staaten auf der Tagesordnung stehe. "Wir wollen nicht, dass Sicherheit von Regierungsbehörden durchgesetzt wird", sagte Kamel, "wir brauchen dafür Lösungen von unten". Die Initiative sollte von der "Gemeinde der technischen Experten" kommen, die die Probleme kennen. Bis zum vierten Treffen des Internet Governance Forum (das Ägpyten im kommenden Jahr ausrichtet) hoffe er auf gute Vorschläge sowohl für einen Rahmen für mehr Sicherheit im Netz, aber auch ein System für die globale Netzverwaltung.

Die Fragen zur politischen Zukunft der ICANN, die im Rahmen eines Berichtes des Strategieausschusses des ICANN-Präsidenten diskutiert wird, tritt in dieser Woche allerdings hinter die Debatte um das Bewerbungsverfahren für neue Top-Level-Domains zurück. ICANN hatte kurz vor dem Treffen in Kairo einen Entwurf für die Bewerber veröffentlicht und darin Details und Kosten vorgeschlagen.

ICANN-Präsident Paul Twomey nannte die Vorschläge wohldurchdacht, aber keinesfalls das "letzte Wort". Man erwarte Kritik und Gegenvorschläge, erklärte er in seinem offiziellen Arbeitsbericht. Twomey verteidigte die vorgeschlagene Kostenstruktur – allein die Grundgebühr beläuft sich auf 185.000 Dollar pro Bewerber. Damit werde ausschließlich der komplizierte Bewerbungsprozess finanziert. Kürzlich bekannt gewordene Kritik an beträchtlich gestiegenen Gehältern des ICANN-Managements wies er zurück. "Nichts davon fließt in mein Gehalt", so Twomey.

Twomey stimmte Kamel bei der Bewertung der Themen Sicherheit und IPv6 zu, beides stehe auf der ICANN Agenda weit oben. Zur Absicherung des Domain Name Systems arbeite ICANN so an der Einführung von DNSSEC, über die ebenfalls bis Freitag gesprochen wird, sagte Twomey. Mit Blick auf die Einhaltung von Registrierregeln nannte Twomey die entsprechenden Monitoring-Bemühungen der privaten Netzverwaltung. Insgesamt 13 Registrare habe man wegen Verstößen in den vergangenen Jahren die Zulassung entzogen. Wie zum Beweis hat ICANN unmittelbar vor dem ICANN-Treffen noch einmal zugeschlagen und dem Registrar EstDomains die Zulassung entzogen. (Monika Ermert) / (vbr)