ICANN kündigt Konsultation zur Zukunft der privaten Netzverwaltung an

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers sammelt bis zum 21. Juli Stellungnahmen zum juristischen Status und anderen Themen.

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Von
  • Monika Ermert

Nach der Ankündigung einer Konsultation zur Zukunft der privaten Netzverwaltung durch das US-Handelsministerium (Department of Commerce, DoC) hat nun auch die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) nachgezogen. ICANNs Präsident Paul Twomey kündigte heute beim Treffen in Marrakesch eine eigene Konsultation an, mit der das ICANN-Modell weiter gestärkt werden soll. Behandelt werden sollen Themen wie ICANNs juristischer Status, ihre Verfahren und die Verantwortung gegenüber Branche und Nutzern, sagte ICANNs Präsident und CEO Paul Twomey. Die bis zum 21. Juli gesammelten Stellungnahmen sollen dann auch in die öffentliche Anhörung beim DoC fließen, sagte Twomey.

Twomey und die erst kürzlich einberufene Strategiegruppe suchen Stellungnahmen zu der Frage, wie ICANN den Anforderungen an eine globale Organisation gerecht werden kann und an welchen Beispielen sie sich orientieren könnte. Daneben werden Stellungnahmen zu möglichen Verbesserungen bei der Zugänglichkeit und Offenheit der ICANN-Verfahren erbeten und auch die Frage gestellt, wie die Beteiligung verschiedener Regionen verbessert werden könnte und wie öffentliche Belange besser adressiert werden. Erst gestern hat ICANN fünf regionale Verbindungsleute für die verschiedenen Kontinente vorgestellt.

Laut dem lettischen Diplomaten Janis Karklins, Mitglied einer ebenfalls kürzlich gebildeten Arbeitsgruppe von ICANN-Vorstand und Regierungsbeirat, strebt der ICANN-Regierungsbeirat (GAC) eine gewichtigere Rolle bei politischen Entscheidungen der ICANN an. Es gebe allgemein den Wunsch, dass der GAC früher in die Entscheidungsverfahren einbezogen wird und nicht erst dann, wenn Entscheidungen bereits gefallen seien. Karklins zeigte sich zufrieden darüber, dass die anfängliche Frontstellung zwischen Regierungen und privaten Interessengruppen aufgehoben sei. Anfangs hätten Regierungen ausschließlich hinter geschlossenen Türen getagt. Auf der anderen Seite habe es aber auch die völlige Ablehnung eines Mitspracherechts der Regierung gegeben.

Die GAC-Vorstandsarbeitsgruppe will nun bis Ende der Woche ein "Frühwarnsystem" für Themen vorschlagen, die für Regierungen relevant sind. Karklins betonte, all diese Bemühungen erfüllten auch das Mandat des Weltgipfels der Informationsgesellschaft (WSIS). Dort war neben dem Internet Governance Forum (IGF) auch eine "verbesserte Zusammenarbeit" in Fragen der Netzverwaltung gefordert worden. Aus Sicht der Kritiker der US-Sonderrolle bei der Netzverwaltung sollte damit die Internationalisierung in Gang gesetzt werden.

Wer da genau besser zusammenarbeiten soll, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Nach Meinung von Markus Kummer, Sekretär der IGF, die im kommenden Herbst erstmals in Athen tagt, gehen die Interpretationen weit auseinander. Die USA führe, so Karklins, bilaterale Gespräche mit einigen Regierungen. Die IGF sei davon völlig getrennt, sagte Kummer. Allerdings rät er, nicht davor zurückzuschrecken, die ungelösten Streitfragen offen zu diskutieren. Kummer weist darauf hin, dass die am IGF Interessierten Workshops rund zum Thema Internet Governance anmelden können, auch diese sollten aber jeweils alle Interessengruppen und Meinungen berücksichtigen. (Monika Ermert) / (anw)