ICANN sucht einen neuen Chef

Der Australier Paul Twomey, seit sechs Jahres Chef des ICANN-Büros, will seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern. Die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ist auf der Suche nach einem neuen CEO. Der Australier Paul Twomey, der seit sechs Jahren das in dieser Zeit beträchtlich gewachsene Büro der ICANN in Marina del Rey (US-Bundesstaat Kalifornien) leitet, kündigte zum Auftakt des 34. ICANN-Treffens in Mexico City am heutigen Montag seinen Rückzug zum Ende des Jahres an. Twomey hat ICANNs ehrenamtlich tätigem Vorstand zugesagt, über sein nominelles Vertragsende am 30. Juni 2009 hinaus zur Verfügung zu stehen, um seinen Nachfolger einzuarbeiten.

Twomeys Ankündigung kommt zum Beginn eines turbulenten Jahres für die ICANN. In der zweiten Jahreshälfte soll endgültig ein Verfahren zur Einführung neuer Top Level Domains verabschieden. Zudem läuft der Vertrag der ICANN mit dem US-Handelsministerium Ende September aus. Daher werde er seinem Nachfolger als "Senior President" zur Verfügung stehen, sagte Twomey. Der Vorsitzende des ICANN-Vorstands, Peter Dengate-Thrush, bedauerte die Entscheidung Twomeys. Die Organisation habe aber bereits alle Weichen gestellt, um am 1. Juli den vierten CEO der 1998 ins Leben gerufenen Organisation zu begrüßen. Eine internationale Beratungsagentur sei bereits auf der Suche nach Kandidaten.

Twomey, der als erster Vorsitzender des ICANN-Regierungsbeirates (GAC) bereits in der Gründungsphase der privaten Netzverwaltung mit die Strippen zog, begründete seine Entscheidung damit, dass es Zeit für einen Wechsel sei. Er selbst strebe eine Führungsposition in einem Unternehmen oder einer internationalen Organisation an. Auch die Organisation brauche einen Wechsel, sagte der Australier. Durch eine Verlängerung seines Vertrags um weitere drei Jahre wäre er am Ende 10 Jahre auf dem Posten gewesen.

In ersten Reaktionen gab es viel Lob für Twomey von Dengate-Thrush, aber auch von Vint Cerf, dem früheren Partner Twomeys im Doppelgespann der ICANN. "Ich denke, es gibt wohl niemanden, der mehr Einfluss auf den Lauf der Entwicklung der ICANN hatte, als Paul", lobte Cerf. Für den Vorstand werde es schwierig, einen fähigen Nachfolger zu finden. Twomey wurde in der Vergangenheit allerdings auch kritisch angegangen. Seine Gegner mahnten etwa, das hauptamtliche Büro habe unter Twomeys Führung zu sehr an Einfluss gewonnen, auf Kosten der eigentlich laut Satzung verantwortlichen, ehrenamtlichen Direktoren. (Monika Ermert) / (vbr)