ICANN und Network Solutions wegen angeblichen Betrugs verklagt
Kalifornische Anwälte streben ein Sammelklageverfahren für Kunden des Domain-Anbieters an, die sich durch überhöhte Preise betrogen fühlen.
Die kalifornische Anwaltskanzei Kabateck Brown Kellner wirft dem Domain-Anbieter Network Solutions vor, Domain-Anfragen dafür auszunutzen, die Adressen selbst zu registrieren und für einen überhöhten Preis weiterzuverkaufen. Das Gebahren sei durch die Regeln der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) begünstigt worden, die es zuließ, dass registrierte Domains innerhalb einer Frist von fünf Tagen kostenfrei an die Registry zurückgegeben werden können. Dadurch habe sich das finanzielle Risiko für Network Solutions in Grenzen gehalten. Die Anwälte sind laut Mitteilung vor ein Bundesgericht in Kalifornien gezogen, um die Zulassung einer Sammelklage wegen Betrugs gegen Networks Solutions und ICANN zu beantragen.
Wenn ein Nutzer nach einer Anfrage bei Network Solutions zu einem günstigeren Anbieter gegangen sei, um die nachgefragte Domain zu registrieren, habe er dort den Vermerk vorgefunden, sie sei nicht mehr zu vergeben, schildern die Anwälte. Die Nutzer seien nie darüber informiert worden, dass eine Anfrage zur Reservierung einer Domain führen kann. Network Solutions verlange rund 35 US-Dollar für die Registrierung, die bei Konkurrenten für etwa 10 US-Dollar zu haben sei. ICANN habe diese Geschäftspraktiken geduldet und dulde sie auch weiterhin, heißt es in der Mitteilung.
Um das Domain-"Frontrunning" und -"Tasting" wird in jüngster Zeit eine lebhafte Debatte geführt. Im Januar hat das hauptamtliche ICANN-Büro einen Vorschlag des ICANN-Gremiums für generische Adressen aufgegriffen, nach dem die ICANN-Gebühr künftig auch für kurzzeitig registrierte Adressen anfallen soll. In dieser Zeit wiesen Nutzer in Postings unter anderem auf DomainState darauf hin, dass Network Solutions Domains selbst registriert habe, die Nutzer mittels der Domainabfrage des Unternehmens auf Verfügbarkeit geprüft hätten. Dabei habe der Registrar selbst die 5-Tage-Frist genutzt und die Domain anschließend kostenfrei an die Registries zurückgegeben.
Jonathon Nevett, Vice President Policy bei Network Solutions, verteidigte die Stratege damit, dass die Kunden vor "Frontrunning" geschützt werden sollten. Unter "Frontrunning" versteht man die Besetzung von Adressen, die über Suchmaschinen oder Domainabfragesysteme angefragt werden. Betroffene hatten aber darüber geklagt, dass Network Solutions selbst die Kunden zwinge, die Adresse dann auch direkt bei ihm einzukaufen, wenn man die Domain sofort haben wollte. (anw)