ICANN veröffentlicht .net-Ausschreibung

Noch ein letztes Mal gibt die private Netzverwaltung bis zum 26. November der Öffentlichkeit die Möglichkeit, das Prozedere zu kommentieren.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation For Assigned Names and Numbers (ICANN) hat zum Wochenende die seit langem erwartete Ausschreibung für die .net-Registry veröffentlicht. Noch ein letztes Mal gibt die private Netzverwaltung bis zum 26. November der Öffentlichkeit die Möglichkeit, das Prozedere (PDF) zu kommentieren. Nach einer kurz gehaltenen Frist, in der man die Kommentare würdigen will (bis 29. November), startet dann die Bewerbungsfrist (bis 18. Januar). Die Zeit drängt, da die Übergabe laut den Verträgen mit VeriSign bis Ende Juni 2005 über die Bühne gehen soll. In der vergangenen Woche hatte das DeNIC seine Vorüberlegungen für eine Bewerbung präsentiert.

DeNIC-Chefin Sabine Dolderer reiste Ende der Woche eigens nach Washington, um dort bei den für ICANN zuständigen Aufsichtsbehörden und den US-Medien für den DeNIC-Vorschlag zu werben. Allerdings steht die Bewerbung noch unter einem Vorbehalt. Auf einer Generalversammlung am 22. November müssen die DeNIC-Genossen sich für den Expansionskurs entscheiden. Dolderer betrachtet die .net-Bewerbung als notwendigen Schritt, um auch die de-Registry selbst kostenneutral weiter entwicken zu können. "Mit dem neuen Whois und DNSSec kommen zusätzliche Anforderungen auf die Registry zu, die nicht aus dem .de-Wachstum alleine bestritten werden können", sagte sie am Rande der Internet Engineering Task Force in Washington.

In einer Vorlage für die Genossen entwirft die DeNIC-Spitze drei mögliche Zukunftsstrategien für die Genossenschaft. Eine sieht die Konzentration auf den de-Betrieb vor, die bei eigener technischer Weiterentwicklung höhere Kosten pro Domain bedeuten würde. Die Alternative wäre das Outsourcing der Technik zu einem der großen Registryprovider wie Afilias oder VeriSign. Damit würde das DeNIC dem derzeitigen Markttrend entsprechen. Aus Sicht der DeNIC-Geschäftsführung ist allerdings eine Erschließung neuer Geschäftsfelder vorzuziehen, neben .net auch der Betrieb von ENUM oder sogar eigene Angebote als Registry-Provider. Das würde der deutschen Registry erlauben, die technologische Entwicklung mit voranzutreiben. So ambitioniert wie das Konzept ist auch der Name dafür: der lautet nämlich .net Application and Strategic Alternatives, kurz "NASA".

Allerdings sollte NASA auch ohne .net durchgerechnet werden, denn die Konkurrenz um die .net-Registry dürfte hart werden. Neben VeriSign werden voraussichtlich auch Afilias und Neulevel antreten. 200.000 Euro müssen die Bewerber -- abgesehen von den Kosten für die eigene Bewerbung -- vorab als Gebühr an ICANN bezahlen. Maximal 150.000 US-Dollar davon werden zurückerstattet, sollte der Bewerberkreis klein bleiben sogar nur 100.000 Dollar. Allgemeine Kriterien bei der Vergabe sind die Stabilität des Dienstes und dessen Sicherheit sowie ein Mehr an Wettbewerb und Diensten aus Sicht der Nutzer. Die Bewerber müssen gegenüber den von ICANN für die Evaluation bestellten Finanz- und Technikexperten Fragen zu Bewerbung und Betrieb beantworten. Wer Informationen nicht liefert oder vorenthält, so heißt es im Vorschlag, wird disqualifiziert. Aus Sicht des DeNIC sollte die Offenlegung kein allzu großes Problem mehr bedeuten, kann man doch schon vor dem härtesten Mitbewerber Details nicht geheim halten: als DeNIC-Mitglied wird VeriSign Deutschland auch schon darüber mit beschließen, ob die DeNIC ins Rennen geht. (Monika Ermert) / (anw)