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ICANN will gegen falsche Whois-Einträge zu Domains vorgehen

Monika Ermert

Ein Ultimatum hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) der Registrar-Tochter von VeriSign, Network Solutions, gestellt.

Ein Ultimatum [1] hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN [2]) der Registrar-Tochter von VeriSign, Network Solutions [3], gestellt. Wenn der Ex-Monopolist für Domain-Registrierungen nicht innerhalb von 15 Tagen eine Reihe von Falschangaben in den Whois-Informationen [4] seiner Kunden ausbessert, drohe NSI der Verlust seiner ICANN-Akkreditierung. VeriSign könnte dann zwar weiterhin als Registry (Datenbankbetreiber) für .com, .net und .org-Adressen tätig sein, aber nicht mehr im Endkundengeschäft als Registrar. Ein Sprecher des Unternehmens betonte gegenüber US-Medien, man werde innerhalb einer Woche reagieren.

Fehlerhafte Whois [5]-Angaben bei 17 verschiedenen über NSI registrierten Domains listet der blaue Brief [6] der ICANN auf, darunter falsche Namen, Postadressen und, vor allem, nicht korrekte E-Mail-Adressen und Telefonnummern. Alle aufgelisteten Fälle hat ICANN im Verlauf der vergangenen eineinhalb Jahre bei NSI moniert, jedoch ohne Reaktion. "Trotz aller Versprechen veröffentlicht der VeriSign-Registrar offensichtlich häufig unvollständige und unrichtige Angaben in seiner Whois-Datenbank", wirft ICANNs Chefjurist Louis Touton NSI vor. Wenig erfreut zeigte sich ICANN dabei nochmals über den Fall, in dem NSI-Angestellte einer Kundin, die eine Veröffentlichung ihrer privaten Kontaktadresse verweigerte, empfahl, einfach irgendeine Adresse anzugeben.

ICANNs Ultimatum gegenüber NSI und auch die zugleich auf der Internic-Seite eingerichtete "Meldestelle [7]" für falsche Whois-Einträge bei .com-, .net- und .org-Adressen muss wohl auch als Reaktion auf Kritik von Seiten der US-Politik betrachtet werden. Nach dem 11. September hatte der Abgeordnete Howard Berman bei der ICANN-Jahrestagung ein Whois-Gesetz angedroht [8], wenn die ICANN dem Problem nicht selbst Herr werde. Mittels der Whois-Angaben könnten laut Berman nicht nur Urheberrechts- und Markenrechtssünder aufgestöbert werden, sondern auch Terroristen. Angesichts der anstehenden Verlängerung [9] von ICANNs Vertrag mit dem Department of Commerce lässt man bei ICANN daher wohl schnell noch einmal die Muskeln spielen. NSI dürfte übrigens kaum der einzige Whois-Sünder sein, die vielen falschen Einträge beim .info-Start sind nur ein weiteres Beispiel. (Monika Ermert) / (jk [10])


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https://www.heise.de/-59692

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.icann.org/announcements/announcement-03sep02.htm
[2] http://www.icann.org
[3] http://www.nsi.com
[4] http://www.netsol.com/cgi-bin/whois/whois
[5] ftp://ftp.isi.edu/in-notes/rfc1834.txt
[6] http://www.icann.org/correspondence/touton-letter-to-beckwith-03sep02.htm
[7] http://www.internic.org/cgi/rpt_whois/rpt.cgi
[8] https://www.heise.de/news/US-Gesetz-ueber-Whois-Daten-angedroht-53362.html
[9] https://www.heise.de/news/Die-ICANN-die-Reform-und-die-Demokratisierung-der-DNS-Verwaltung-65471.html
[10] mailto:jk@heise.de