ICANNs Verhältnis zu Länder-Domains ungeklärt

Der Council of National Top Level Domain Registries (Centr) lehnt eine Gebühr entsprechend der Zahl registrierter Länder-Domains ab.

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Von
  • Monika Ermert

Der Council of National Top Level Domain Registries (Centr) lehnt in einem Brief an ICANNs CEO Mike Roberts eine Gebühr entsprechend der Zahl registrierter Länder-Domains (country code Top Level Domains, ccTLDs) grundsätzlich ab. Das Verhältnis zwischen der Internet-Verwaltung Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) und den Länderregistries sei immer noch in einigen Punkten ungeklärt, bemängelten die 30 Centr-Mitglieder bei ihrer Generalversammlung in Trondheim. Die Souveränität der lokalen Internet-Communities beim Betrieb der Länderregistries gehört demnach ebenso zu den grundlegenden Forderungen wie der Wunsch, an der Formulierung aller ICANN-Policies mitzuwirken. Im Streit über das Dreiecksverhältnis ICANN – Regierungen – ccTLD-Betreiber fürchten die Länder-NICs (Network Information Center) um ihre Unabhängigkeit. "Von keinem CENTR-Mitglied ist in irgeneiner Weise Autorität an die ICANN übertragen worden, was das Management einer ccTLD angeht", heißt es in der Centr-Presseerklärung. Daneben geht es aber in erster Linie um die Gebühr, die die Länder-Registries an ICANN bezahlen sollen.

Hier zu Lande ist das DENIC für die Registrierung der ccTLD .de zuständig. "Es ist nicht gerade so, dass wir ICANN den Fehdehandschuh hingeworfen haben, aber wir haben zumindest 'So nicht' gesagt – und zwar alle in CENTR beteiligten TLDs", erklärt DENIC-Geschäftsführerin Sabine Dolderer. Ende Mai habe die ICANN Rechnungen an die verschiedenen ccTLD-Betreiber geschickt, in denen sie die Zahl der Subdomains zur Grundlage für die Höhe der Rechnung gemacht habe. "Das führte im Fall des DENIC zu einer Rechnung über 500.000 US-Dollar, was das Doppelte dessen ist, was NSI als Registry zu zahlen hat," meinte Dolderer – und NSI (Network Solutions) registriert als ehemaliger Monopolist immer noch die Mehrzahl aller .com-Domains. Dabei habe ICANN bislang noch nicht einmal auf die Aufforderung der ccTLDs reagiert, den Rootserver-Service vertraglich zu regeln.

Zu weiteren Gesprächen mit ICANN sind die 30 Centr-Mitglieder bereit und wollen laut Presseerklärung rund 600.000 Dollar zum ICANN-Budget für 1999 bis 2000 beisteuern. Die Gebührenrate werde nach angemessenen Schlüsseln festgelegt und nicht wie gefordert nach der Zahl der Domainregistrierungen. Das DENIC favorisiert beispielsweise eine Abrechnung nach unterschiedlichen Bandbreiten. "Die Leistungen von ICANN hängen nicht von der Anzahl der Subdomains ab; es gibt keinen technischen Unterschied im Root-Service abhängig von der Anzahl der Subdomains," erklärte Dolderer. Außerdem gebe es im Gegensatz zu den allgemeinen Top-Level-Domains (gTLDs) – etwa .com, .org oder .net – keine individuellen Leistungen für den einzelnen Domaininhaber. Bei den gTLDs prüft ICANN beispielsweise die Qualität der Registrare und organisiert Schlichtungsverfahren. (Monika Ermert) / (jk)