IDF: Intel everywhere

Firmenchef Otellini erläuterte seine Wachstumsstrategie: Statt nur Prozessoren und die zugehörigen Plattformen will Intel künftig komplette Pakete für bestimmte Einsatzzwecke verkaufen. Die Segmente für Computer im Büro, im Heim, im Auto, unterwegs oder in der Industrie sollen mit einem gemeinsamem (Intel-)Kern versorgt werden.

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Von
  • Erich Bonnert

In seiner Eröffnungsansprache zur hauseigenen Entwicklerkonferenz Intel Developer Forum (IDF Fall 2010) gab CEO Paul Otellini einen Ausblick auf die Zukunftspläne seiner Firma. Dabei erläuterte er auch, was es mit Zukäufen wie Wind River, McAfee und der Handychipsparte von Infineon auf sich hat. Otellini bekräftigte die bereits seit Langem sichtbare Absicht des PC-Prozessormarktführers, auch in allen Computer-Märkten abseits des Stammterritoriums die führende Rolle spielen zu wollen. Mit dem von IDC prognostizierten PC-Wachstum von 18 Prozent sei er zwar recht zufrieden, sagte Otellini, sein Hauptaugenmerk richte er aber auf den immer wichtiger werdenden Markt der smarten Embedded Systems, dessen Volumen sich in den nächsten vier Jahren verdoppeln soll. Während PCs 2014 erstmals die Grenze von 500 Millionen verkauften Einheiten überschreiten, finden Smart Devices laut IDC dann weltweit über 5 Milliarden Käufer. Die Marktforscher wagen sogar eine Prognose für das Jahr 2020: über 30 Milliarden Geräte werden dann miteinander vernetzt sein.

Otellini will die verschiedenen Marktsegmente für Computer im Büro, im Heim, im Auto, unterwegs oder in industriellen Anwendungen mit einem gemeinsamem Kern erreichen, eben der eigenen Chiptechnik. Die verschiedenen Akquisitionen der letzten Zeit dienten dazu, Verbindungen herzustellen und die Integration voranzutreiben. Mobilfunk-Chips von Infineon und Chipsätze für Kabelmodems sichern Zugang zu Breitband-Plattformen im Mobil- und TV-Markt.

Entscheidend aber sei, dass Intel mit seinen Software-Aktivitäten einen kompletten System-Stack für Computing-Lösungen anbieten kann. Mit Wind River und dem eigenen Linux-Betriebssystem MeeGo sieht sich Intel als Lieferant von Komplettlösungen, die Themen wie Energieeffizienz, ständige Netzanbindung und Computersicherheit abdecken.

Betriebssystem, Entwicklungsumgebung und Design-Dienstleistungen von Wind River haben Intel seit der Übernahme mehrere Neuentwicklungen bei OEMs auf Basis der Atom-Plattform beschert – Namen nannte Otellini hierzu allerdings nicht. Mehrere Hersteller arbeiten laut Otellini an Tablet-Rechnern mit Atom-Prozessor. Dazu gehört unter anderem der im Sommer von Cisco angekündigte Cius, ein tastaturloser Touch-Rechner für den Firmeneinsatz. Auch Tablet-Modelle für das Funknetz des US-Providers AT&T erwartet der Intel-Chef in Kürze. Cisco verwendet beim Cius statt MeeGo allerdings die Android-Version Froyo. Trotz der Konkurrenz im Smartphone- und Tablet-Segment verteidigte Otellini das Engagement für MeeGo: "Die Funknetz-Provider sind bereit, vier bis fünf Betriebssysteme zu unterstützen, und MeeGo wird seinen Platz finden." Mit der von Infineon übernommenen Herstellung von Funk-Chips für Telefone will Intel Boden im Smartphone-Markt gutmachen.

Durch die jüngste Übernahme des Virus-Abwehrspezialisten Mcafee hofft Otellini, die Sicherheitsfunktionen von Hardware und Software besser zu verzahnen. Die Strategie in der Computer-Sicherheit geht weg von der Ausgrenzung von Bedrohungen zur Identifikation und Zulassung von als sicher erkannten Systemen, führte er an. Es sei leichter, standardkonforme Entwicklungen zuzulassen, anstatt einen ständigen Wettlauf mit immer neuen Schadeinflüssen zu führen. Damit sollen insbesondere Zero Day Attacks – Angriffe auf bisher unbekannte Schwachstellen – abgewendet werden. (ciw)