IDF: Intel will Hintertüren beim Trusted Computing verhindern

Der Chiphersteller sieht sich nicht als Vollstreckungsgehilfe von Strafverfolgern und stellt seine Richtlinien für die LaGrande-Technologie in einem White Paper zur Debatte.

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"Wir werden definitiv keine Hintertür in LaGrande einbauen", erklärte Mike Farron Jones, Marketingmanager für die geplante Sicherheitshardware bei Intel, am Dienstag auf der Entwicklerkonferenz des Chip-Giganten in San Jose. Eine Backdoor werde auf jeden Fall "nicht durch unsere Hardware" in Plattformen für das viel beschworene Trusted Computing kommen, an denen Intel im Rahmen der Trusted Computing Group (TCG) im Verbund mit Partnern wie Microsoft arbeitet.

LaGrande (LT) soll in zwei bis drei Jahren einen wichtigen Hardware-Baustein für die "vertrauensvolle" Datenverarbeitung mit einem Mix aus Chip-, Prozessor- und Plattformkomponenten bilden. Gegen die Bemühungen der TCG haben kritische Nutzergruppen wie der Chaos Computer Club (CCC) heftige Bedenken vorgebracht, unter anderem weil die Macht über die Hauptschlüssel für die Lösung nicht in den Händen der Computereigner liege.

Insgesamt schürte das bisherige Vorgehen der Industrieallianz immer wieder Befürchtungen, dass diverse Hintertüren -- vor allem für die Belange der Strafverfolger und Geheimdienste -- in die "Sicherheitstechnik" eingebaut werden. Diesen Spekulationen traten Intel-Manager nun vehement entgegen. "Das ganze Konzept würde mit einer Backdoor ausgehebelt", konstatierte Intel-Marketingmanager Jeff Austin im Gespräch mit heise online. Intel werde LaGrande in Ländern, in denen Regierungen auf Schnittstellen zum unbemerkten Datenabgreifen bestehen, lieber nicht verkaufen als von den eigenen Auflagen zum Schutz der Privatsphäre abzuweichen, pflichtete der Sicherheitsarchitekt der kalifornischen Firma, David Grawrock, bei. Man sei schließlich ein unabhängiges Unternehmen und keine Regierungsstelle.

Die Sensibilitäten bei diesem Thema gehen zurück auf Intels Datenschutzpleite bei der Einführung des Pentium III mit eingebauter Identifikationsnummer für jeden Chip. "Wir waren damals naive Techniker", erklärte Jones selbstkritisch. Bei LaGrande will der Chip-Riese die potenziellen Kunden daher frühzeitig in allen "politischen" Fragen der sich noch im Entwicklungsstadium befindlichen Lösung einbeziehen. Auf der Entwicklerkonferenz hat Intel zu diesem Zweck ein dreiseitiges White Paper vorgestellt, das die Datenschutzbestimmungen von LaGrande umreißt. Dieses soll demnächst auf dem Intel-Server zu finden sein.

Darin wird klargestellt, dass "PC-Eigner die Wahl haben müssen, ob sie sich für die LT-Schutzvorkehrungen entscheiden, und -- soweit machbar -- die Kontrolle über die verschiedenen Funktionen behalten müssen." Zudem sollen die Nutzer "volle Einsicht in die Informationen" erhalten, die über das Netzwerk bei der Identifizierung ausgetauscht werden. Das LT-Interface müsse ferner deutlich alle Arbeitsschritte anzeigen. Letztlich sollen die Anwender über jeden Fall aufgeklärt werden, in dem persönliche Informationen verarbeitet und weitergegeben werden. Die neue Transparenz, die Intel bei LaGrande an den Tag legt, gipfelt in einer Einladung an alle Interessierten, der Firma Rückmeldungen zu dem White Paper bis zum 31. Dezember 2003 zu geben. Kommentare können an die Adresse LT.policy.feedback@intel.com gemailt werden. (Stefan Krempl) / (wst)