IDF: Virtual Reality, Drohnen, autonome Fahrzeuge und smarte Städte

Intel-Chef Brian Krzanich gab in seiner Eröffnungs-Keynote des Intel Developer Forum einen Ausblick darauf, wie Intel sich die Zukunft vorstellt.

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IDF16: VR, Drones, autonome Autos und smarte Städte

Intel-CEO Brian Krzanich auf dem IDF16

(Bild: c't / Florian Müssig)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Florian Müssig
Inhaltsverzeichnis

Intel-Chef Brian Krzanich zeigte zur Eröffnung des diesjährigen IDF (Intel Developer Forum) in San Francisco, wie sich sein Unternehmen die Zukunft vorstellt. Zunächst dreht sich alles um die unter dem Namen Project Alloy entwickelte Brille, die VR (Virtual Reality) und AR (Augmented Reality) verschmilzt – was mit dem Begriff MR (Merged Reality) bezeichnet. Zu den technischen Details wollte sich Krzanich noch nicht äußern, doch da Microsoft Hololens von einem CherryTrail-Prozessor befeuert wird, liegt die Vermutung nahe, dass auch hier ein Atom-Derivat zum Einsatz kommt.

Am anderen Ende der Leistungsskala stehen der kürzlich vorgestellte 10-Kerner der Core-i7-Baureihe für High-End-Gaming-Rechner und Workstation. Auch hier hat Krzanich VR ausgemacht, allerdings weniger für Konsumenten denn für die Entwickler, die die virtuellen Welten basteln: Mit einem neuen Plugin für die Unreal Engine 4 lassen sich virtuelle Welten in VR editieren. Größere Änderungen an der Szene, etwa bei geänderter Beleuchtung, werden nicht in Echtzeit dargestellt, sondern offline gerendert – was laut Krzanich auf den neuen 10-Kernern bis zu doppelt so schnell von statten geht wie mit der Vorgänger-Generation.

Ebenfalls in Richtung VR geht die Intel 360 Replay Technology. Sie stammt vom mittlerweile zugekauften Start-Up FreeD und erlaubt den Nutzer, sich aufgezeichnete Sportveranstaltung aus beliebigen Blickwinkeln anzusehen. Intel will die dafür notwendige Hardware auf absehbare Zeit in etlichen Sportstätten in den USA installieren. Außerdem baue man derzeit ein Studio in LA auf, um die Technik auch Filmemachern schmackhaft zu machen.

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Brian Krzanich zeigt Project Alloy (Bild: c't/ Florian Müssig)

Zum Abschluß des Themenblocks rund um Consumer-Technik gab Krzanich einen sehr knappen Ausblick auf die kommende siebte Core-i-Generation (Codename Kaby Lake), ohne dabei allerdings handfeste Neuigkeiten zu nennen. Dass die in Kaby Lake enthaltene Grafikeinheit HEVC-Videos mit 10 Bit Farbtiefe abspielen kann, ist schon länger bekannt. Die GPU soll zudem leistungsfähig genug sein, um Blizzards Multiplayer-Blockbuster Overwatch flüssig darzustellen. Kaby-Lake-Prozessoren werden laut Krzanich bereits an Notebook- und PC-Hersteller ausgeliefert, damit bestückte Systeme sollen im Herbst in den Läden stehen.

Als nächstes wandte sich Krzanich unbemannten Flugobjekten zu: High-End-Drohnen wie Yuneecs Typhoon H haben Intels 3D-Kamera RealSense eingebaut, um selbstständig um Hindernisse navigieren zu können. Mit der Aero Platform bietet Intel interessierten Entwicklern ein speziell zugeschnittenes Hardware-Kit an, um selbst Drohnen zu entwerfen. Die Platine allein ist ab sofort für 400 US-Dollar verfügbar; eine damit bestückte Referenzdrohne soll man um den Jahreswechsel herum kaufen können. Zudem wurde Euclid präsentiert: Das HDMI-Stick große Kästchen enthält außer einer RealSense-Kamera auch alle weiteren Komponenten sowie einen Akku, sodass man schnell selbst einen fahrenden Roboter entwickeln kann.

Schließlich gab es einen ersten Blick auf die kommende RealSense-Generation: Die Camera 400 fällt dünner aus, erfasst aber doppelt so viele 3D-Punkte im Raum. Weitere Details wie etwa einen Erscheinungstermin nannte Krzanich nicht.

Selbstfahrende Autos sind auch aus Intels Zukunftsvisionen nicht wegzudenken. Dabei sei das Unternehmen sogar gut aufgestellt, biete es doch von der 3D-Kamera über verarbeitende Prozessoren und 5G-Mobilfunktechnik bis hin zur Cloud alle dafür notwendigen Komponenten aus einer Hand. Autos will Intel aber nicht selbst bauen, sodern setzt auf die Anfang Juli bekanntgegebene Kooperation mit BMW. Dessen Elmar Frickensteiner ließ sich dann auch von einem i3 auf den Bühne fahren – mit Frickensteiner als einzigem Passagier auf dem Beifahrersitz. BMW erwartet, dass autonomes Fahren in den nächsten fünf Jahre enorme Fortschritte machen wird, nämlich bis hin zu fahrerlosen Roboter-Autos.

Dabei wird sich laut Intel die Cloud fundamental ändern: Während derzeit die meisten Inhalte von Menschen kommen, so findet in naher Zukunft ein Wechsel hin zu Sensordaten statt: Autonome Autos erzeugen riesigen Datenmengen, die ausgewertet werden wollen. Gleiches gilt auch für etablierte Fortbewegungsmittel wie etwa Flugzeuge: Allein in jedem Triebwerk stecken etwa vierzig Sensoren, die permanent überwachen.

Hinzu kommen gänzlich neue Kombinationen von bekannten Gegenständen und Technik. General Electric zeigte eine mit unzähligen Sensoren und Kameras ausgestattete Straßenlaterne. Sie überwacht die Luftqualität, kann die Polizei verständigen, falls die Mikrofone in der Nähe einen Schuß hören, und überwacht mit Kameras die Umgebung. Dabei sollen weniger die individuelle Überwachung als vielmehr die vernetzten Metadaten interessant sein: Wenn sich an bestimmten Stellen etwa häufig Personen oder Autos stauen, so könnten die Städteplaner mit einer geänderter Ampelschaltung für längere oder häufigere Grünphasen dagegenarbeiten – oder gar den Ausbau der Straße mit mehr Spuren oder zusätzlichen Übergängen nahelegen. Auch könnte ein System vernetzten Autos mitteilen, wo noch Parkplätze frei sind.

Abschließend stellte Krzanich Neuigkeiten für Wearable-Entwickler und Maker in Aussicht. Das Bastlermodul Curie soll Anfang 2017 mit dem Knowledge Builder ein Modul bekommen, das eine Analyse der gesammelten Sensordaten direkt auf dem Chip erlaubt.

Mit Joule gibt es zudem einen neuen Baustein. Krzanich präsentiert dazu eine Sicherheitsbrille, die mit einer Kamera bestückt ist und die derzeit von Airbus getestet wird. Der Mitarbeiter kann mit der Brille ganz normal arbeiten und beispielsweise Bleche mit Bolzen verbinden. Die Brille überwacht dabei aber jeden Arbeitsschritt – und wenn sie erkennt, dass ein Bolzen möglicherweise nicht korrekt sitzt, teilt sie dies ihrem Träger akustisch mit. Interessierte Entwickler können Joule ab sofort erwerben,

Mit Grush soll Zähneputzen Kindern Spaß bereiten.

(Bild: c't / Florian Müssig)

Zum Abschluß seiner Keynote holte Krzanich den Gewinner der Fernsehshow America's Greatest Makers auf die Bühne, die ihre smarte Zahnbürste Grush dabei hatten. Dank Gamification sollen Kinder mit ihr gerne Zähneputzen – die Bürste ist quasi der Game-Controller, um Monster auf den Zähnen zu jagen. Die Daten werden zudem individuell gesammelt und ausgewertet. Zeigt sich dabei dann, dass beispielsweise ein bestimmter Zahn nicht ausreichend geputzt wird, so kann man das Spiel entsprechend anpassen: Auf dem Zahn erscheinen dann mehr Monster oder solche, die man nur mit hartnäckigerem Putzen wegbekommt. (mue)