IEA: Energieverbrauch und CO2-Ausstoß sinken weltweit drastisch
Der globale Energieverbrauch soll 2020 so stark zurückgehen wie seit 70 Jahren nicht mehr. Der Rückgang beim CO2-Ausstoß dürfte immens sein.
Die Maßnahmen in der Coronavirus-Pandemie führen zu einem nie gesehenen Einbruch der globalen Energienachfrage und einen massiven Rückgang der CO2-Emissionen. Davon geht die Internationalen Energie-Agentur (IEA) aus laut am Donnerstag veröffentlichter Zahlen aus. Allein der weltweite Ausstoß von CO2 werde wohl 8 Prozent unter dem Wert des Vorjahres liegen, meinen die Experten auf Basis der Werte von mehr als 100 Tagen in der Pandemie. In Staaten mit vollständigen Ausgangsbeschränkungen ("Lockdown") sei der Energieverbrauch um rund 25 Prozent zurückgegangen. in solchen mit teilweisen Einschränkungen um etwa 18 Prozent.
Drastische Rückgänge zu erwarten
Insgesamt sank der Energieverbrauch durch die verschiedenen Maßnahmen – die inzwischen so gut wie die komplette Weltbevölkerung betreffen – im ersten Quartal um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, berichtet die IEA. Sollten die Einschränkungen weitgehend bestehen bleiben – wonach es derzeit aussehe – werde der jährliche Energieverbrauch weltweit um 6 Prozent unter dem des Vorjahres liegen. Solch einen drastischen Einbruch hat es laut der IEA zuletzt im Zweiten Weltkrieg gegeben. Besonders betroffen war demnach die Nachfrage nach Kohle, noch vor Öl und Erdgas, während die Erneuerbaren Energien sogar in der Krise einen Anstieg verzeichnen konnten.
Die Forscher gehen davon aus, dass der weltweite Erdölverbrauch im Jahresvergleich um 9 Prozent abfallen wird, bei Kohle erwarten sie einen Rückgang um 8 Prozent. Auch bei Erdgas und Kernenergie erwarten sie vergleichbares, auch wenn keine Zahl genannt wird. Bei den Erneuerbaren Energien gehen sie dagegen auch weiterhin von einem Wachstum aus, vor allem wegen der niedrigen Betriebskosten und dem teilweise erleichterten Zugang zum Strommarkt.
Der CO2-Ausstoß werde um fast 2,6 Gigatonnen auf den Wert von 2010 sinken. Das wäre der größte Rückgang überhaupt, doppelt so hoch wie die Summe aller Reduktionen seit 1945. Wie früher auch sei aber zu erwarten, dass das Vorkrisenniveau rasch wieder erreicht werde – außer beim Wiederhochfahren werde Wert auf saubere Energie gelegt.
Kein Grund zum Jubeln
Der Rückgang der Emissionen sei aber absolut kein Grund zum Jubeln, meint IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol: "Er resultiert aus vorzeitigen Todesfällen und einem wirtschaftlichen Trauma rund um die Welt. Die Erfahrungen aus der Finanzkrise würden auch zeigen, dass die Emissionen bald wieder da vorherige Niveau erreichen würden. Aber Regierungen könnten auch lernen und Erneuerbare Energien ins Zentrum ihrer Pläne für die wirtschaftliche Erholung stellen. Investitionen in diesem Bereich könnten Arbeitsplätze schaffen, Volkswirtschaften wettbewerbsfähiger machen und die Welt insgesamt in eine "widerstandsfähigere und sauberere Energiezukunft führen".
Bereits am Mittwoch hatte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover darauf hingewiesen, dass noch nicht absehbar sei, ob die aktuelle Entwicklung den Trend eines weltweit wachsenden Energiebedarfs brechen werden. Die wachsende Weltbevölkerung und die Erhöhung des allgemeinen Lebensstandards würden trotz höherer Energieeffizienz voraussichtlich auch langfristig einen steigenden Energiebedarf zur Folge haben. Der werde gegenwärtig vor allem von den Entwicklungs- und Schwellenländern getrieben, die hierbei sehr unterschiedliche Wege gingen. So habe gingen allein 50 der 100 Gigawatt an neu installierter Leistung aus Photovoltaik auf das Konto Chinas. In Deutschland stünden dagegen insgesamt 46 Gigawatt installierte Leistung aus Photovoltaik zur Verfügung. (mho)