IEEE sperrt politisch unerwünschte Informatiker aus

Die weltweite Fachvereinigung für Ingenieure der Elektrotechnik und Elektronik setzt Mitglieder aus "Schurkenstaaten" vor die Tür.

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Von
  • Richard Sietmann

Ein Leserbrief an die renommierte Fachzeitschrift IEEE Computer förderte es jetzt zu Tage: Als Reaktion auf die Anschläge des 11. September hat das US-amerikanische Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) Anfang des Jahres die Mitgliedschaften von Wissenschaftlern in den "Schurkenstaaten" Myanmar, Kuba, Iran, Libyen und Sudan aufgekündigt. Lediglich ihre Zeitschriftenabonnements bleiben ihnen erhalten.

Damit hat die international auftretende Ingenieursvereinigung die Verbindung zu den örtlichen Fachgruppen in den genannten Ländern gekappt. Von der Maßnahme sind insgesamt mehr als 1800 Mitglieder betroffen, vor allem im Iran, wo erst in jüngster Zeit die studentische Sektion an der Teheraner Universität für ihr Engagement in der Organisation von IEEE-Konferenzen und Workshops ausgezeichnet worden war. Die Organisation hat nach eigenen Angaben insgesamt 377.000 Mitglieder in 150 Ländern.

Dem Vorwurf, mit den Sanktionen gegen die Statuten verstoßen zu haben, wies IEEE-Präsident Ray Findley jetzt in der Mai-Ausgabe des Magazins Computer zurück. In den Statuten heißt es: "Die Mitgliedschaft in der IEEE, gleich welcher Art, steht dem Bewerber unabhängig von Rasse, Religion, Nationalität oder Geschlecht offen." Angesichts der rechtlichen Lage, namentlich der Handelsrichtlinien des Office of Foreign Assets Control im US-Finanzministerium, sei dem Präsidium keine andere Wahl geblieben. Bei einem Verstoß hätten der gemeinnützigen Organisation beträchtliche Geldstrafen zum Nachteil aller Mitglieder sowie möglicherweise Haftstrafen für ihre Repräsentanten gedroht.

"Dieses Vorgehen ist daher keine Angelegenheit der IEEE-Statuten oder -Politik; es ist eine gesetzliche Notwendigkeit", verteidigt sich Findley. "Wir sind bereit, zum frühest möglichen Zeitpunkt alle Betroffenen in den sanktionierten Ländern wieder voll in ihre Rechte einzusetzen, sobald es das Gesetz zulässt." (Richard Sietmann) / (anw)