IETF trotz sinkender Teilnehmerzahl zuversichtlich

Nur rund 1100 Entwickler kamen zum Treffen der Internet Engineering Task Force nach Minneapolis. Der scheidende IETF-Präsident Harald Alvestrand lobte aber die Organisation und die Qualität der produzierten Standards.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Engineering Task Force (IETF) will ihre Organisationsreform noch im Frühjahr mit der Berufung des hauptamtlichen IETF Administrative Director (IAD) und der Besetzung des ehrenamtlichen IAOC (IETF Admininistrative Oversight Committee) abschließen. Geldsorgen und mögliche Sparmaßnahmen waren einer der Anlässe für die Reformen und wieder musste die Organisation beim Treffen in der vergangenen Woche einen neuen Tiefstand der Teilnehmerzahlen melden. Nur rund 1100 Entwickler kamen nach Minneapolis. Probleme mit der neuen US-Visapolitik hätten wohl manche von der Anreise abgehalten, so IETF-Chef Brian Carpenter. Die Zahl der Teilnehmer wirkt sich bei der IETF unmittelbar auf ihr Budget aus, sind doch die Teilnehmergebühren ein zweites wichtiges Standbein der Finanzierung. Erstmals in der Geschichte finden demnächst aber gleich zwei aufeinanderfolgende Treffen nicht in den USA, sondern in Frankreich und Kanada statt.

Leslie Daigle, Chefin des Internet Architecture Board (IAB), sagte beim IETF-Treffen, nachdem der bisherige Sekretariatsdienstleister der IETF, Foretec Seminars, von Neustar übernommen werde, solle man bis zur geplanten Ausschreibung die Dienste von Neustar in Anspruch nehmen. Möglicherweise löst der Verkauf von Fortec, einem Ableger des von Internet-Vater Bob Kahn geleiteten CNRI, die Spannungen zwischen Kahn und der IETF. Daigle betonte nochmals, dass man die Sekretariatsaufgaben nach Abschluss der IETF-Reformen ausschreiben werde.

Der scheidende IETF-Präsident Harald Alvestrand, der zum Abschied viel Applaus bekam, lobte die Organisation und die Qualität der produzierten Standards. Die Zahl der IETF-RFCs, der Standards, Standardentwürfe und Best-Practice-Dokumente hat im Februar erstmals die Zahl 4000 überschritten, sagte RFC-Redakteurin Joyce Reynolds. Man könne stolz darauf sein, so Alvestrand, dass die Welt nicht so sehr die IETF sehe, sondern das Internet -- und dafür, dass es funktioniere, sorgten die IETF-Entwickler. "Das Internet ist die Idee, sich zu vernetzen, die Idee, dass Kommunikation etwas Gutes ist. Es ist ein Netzwerk, das diese Idee umsetzt und es ist die Gemeinschaft derer, die es benutzen."

Alvestrands Nachfolger Carpenter sagte, er sei überzeugt, dass die Organisation dann scheitern werde, wenn die Entwickler in der Standardisierungsarbeit auf den "individuellen Vorteil oder den des eigenen Unternehmens" bedacht seien. Als Negativbeispiel dafür wurde die geschlossene Anti-Spam-Arbeitsgruppe Marid zitiert, in der laut des zuständigen Bereichsdirektors ein Konsens unmöglich gewesen sei. Allerdings will eine neue Arbeitsgruppe beim Paris-Treffen im Sommer einen neuen Anlauf wagen, diesmal mit Authentifizierungslösungen für E-Mails. Dabei gebe es, sagte einer der Anti-Spam-Entwickler, zwei Vorschläge, die so nah beieinander lägen, dass eine Kompromisslösung möglich sei. (Monika Ermert) / (anw)