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IFA 2022: Weniger Energieverbrauch und bessere Vernetzung im Smart Home

Sparsamer heizen, cloud-loses Zusammenspiel mit Matter: Die Messe zeigt Mega-Trends im intelligenten Zuhause. Nur fehlen in diesem Jahr prominente Hersteller.

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(Bild: gfu)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt
Inhaltsverzeichnis

Nach zweijähriger Corona-Pause hält das Smart Home erneut als Schwerpunkt auf der IFA Einzug. Angesichts der aktuellen Energiekrise wollen etliche Aussteller zeigen, wie sich mit smarten Komponenten CO2-Emissionen reduzieren lassen.

Den Takt gibt der Gebäudeausstatter Schneider Electric vor: Dessen Chefstrategin und Nachhaltigkeitsvorständin Gwenaelle Avice-Huet geht in ihrer IFA-Keynote (3.9., 17 Uhr, Halle 23) darauf ein, welchen Klimaschutzbeitrag smartifizierte Haushalte leisten können. Am eigenen Stand 123 in Halle 5.2 zeigt Schneider Electric die aus Konzernsicht passenden Werkzeuge dafür. Zum Sortiment zählen etwa Wallboxen, KNX-Komponenten und intelligente Heizungsthermostate.

Wie man mit smarten Stellantrieben, Schaltern und Wenn-Dann-Automatiken kein Geld zum Fenster hinausheizt oder -kühlt, zeigen etwa AVM (Halle 10.2, Stand 101a), Bosch Smart Home (Halle 1.1, Stand 105), Netatmo (Stand 107) und der hierzulande noch kaum bekannte Hersteller Leedarson (Halle 5.2, Stand 124). Letzterer hat zusätzlich ein weniger aufs Energiesparen getrimmtes, dafür interessantes Gadget dabei: einen Badlüfter mit LED-Licht und Bluetooth-Lautsprechern, der auf Alexa hört.

Traditionell ist zur IFA-Zeit auch von Tado neue Hard- und Software fürs Heizen und Kühlen zu erwarten – aber dieses Mal definitiv nicht fürs Publikum zu sehen. Die Firma präsentiert sich nur außerhalb des Messegeländes der Fachwelt. Mit Philips Hue, Sonos, Nuki, Nanoleaf Homematic IP und Telekom Magenta fehlen auf dem Messegelände weitere wichtige Branchengrößen.

Das zweite wichtige Smart-Home-Thema auf der IFA 2022 ist ein Dauerbrenner, nämlich die Frage, wie sich möglichst viele Komponenten verschiedener Herkunft mit nur einer Bedienoberfläche dirigieren lassen. Hier konkurrieren derzeit drei Ansätze.

Die rasant gewachsene Hardware-Plattform Tuya stellt das aktuelle Line-up an Referenzkomponenten aus (Halle 5.2, Stand 121). Über diese wollen diverse Hersteller ihr Markenkleid stülpen und ihre Geräte gleichermaßen mit der Universal-App von Tuya zugänglich machen. Home Connect Plus (Halle 1.1., Stand 106), die junge Software-Tochter von Bosch, bringt derzeit stattdessen mit Cloud-to-Cloud-Schnittstellen in großem Tempo verschiedene Hersteller zusammen. Jüngst kamen etwa Gigaset und Netatmo hinzu. Netatmo verfolgt parallel dazu einen dritten, derzeit stark beachteten Vernetzungsweg.

Eve stellt auf der IFA seine zum Matter-Standard kompatiblen Komponenten vor.

(Bild: Eve)

So zeigt das Unternehmen den ersten eigenen Sensor, der über den für Herbst angekündigten Kommunikationsstandard Matter Schaltsignale empfängt und mit anderen Herstellern teilt. Anders als üblich sollen die Inbetriebnahme und lokale Bedienung rein über das Heimnetzwerk ohne Cloud-Zwang und mit einer Vielzahl von Partner-Apps möglich sein. Zusätzlich wird Eve (Halle 5.2, Stand 117) Matter thematisieren. Kürzlich vorgestellte Produkte wie ein Rollladenmotor, Bewegungssensor und Gartenventil sollen mit Matter zum Start des Standard kompatibel sein.

Der systemübergreifende Smart-Home-Standard Matter soll erst im November 2022 in Amsterdam final gelauncht werden.

(Bild: Eve)

Andere Hersteller sind zur IFA deutlich verhaltener, was Matter betrifft. So wollen weitere Matter-Mitstreiter wie Bosch Smart Home, Samsung SmartThings (CityCube, Halle B) sowie Kamera- und Schlosshersteller Yale (Halle 5.2, Stand 116) den übergreifenden Smart-Home-Standard voraussichtlich nicht thematisieren. Die Matter-Initiatoren Amazon, Apple und Google sind gar nicht erst auf dem Messegelände vertreten. Sie heben sich nach Informationen von Heise online ihren News-Aufschlag für ein großes Launch-Event im November 2022 in Amsterdam auf. Das Mega-Projekt der Smart-Home-Welt wird also an der IFA 2022 im Wesentlichen vorbeigehen.

Bei saisonal bedeutsamen Themen bleibt die Berliner Technik-Messe eine spannende Inspirationsquelle. Einblicke darin, wie sich der Einbruchsschutz mit smarten Sicherheitskameras aufschlauen lässt, geben in Halle 5.2 außer Eve, Netatmo und Yale auch Arlo (Stand 108), Ezviz (Stand 119) und die Amazon-Tochter Ring (Stand 115). Die meisten Blicke zieht womöglich Enabot (Stand 105) mit einer fahrbaren WLAN-Kamera in knuffiger Kugelform namens Ebo SE auf sich.

Nubert kombiniert seinen 3-Wege-Deckenlautsprecher nuPro XI-2000 RC mit einem LED-Dekolicht, das per ZigBee mit anderen Komponenten im Smart Home spricht.

(Bild: Nubert)

Buchstäblich ein Highlight für die Beleuchtung in der dunklen Jahreszeit setzt Lautsprecherhersteller Nubert (Halle 1.2, Stand 235). Er stellt mit dem Modell nuPro XI-2000 RC einen 3-Wege-Deckenlautsprecher mit eingebauten, warmweißen LED-Dekolicht vor. Beides lässt sich an einem gemeinsamen 230-Volt-Deckenanschluss betreiben, der Lautsprecher mit Bluetooth bespielen und die Leuchtdioden per ZigBee-Funk ins Smart Home einbinden.

Xgimis Magic Lamp ist gleichzeitig ein Beamer und dimmbare WLAN-Deckenleuchte.

(Bild: Xgimi)

Ebenfalls ein im Wortsinn aufsehenerregendes Kombiprodukt fürs Smart Home zeigt Hersteller Xgimi in Halle 2.2, Stand 206. Dessen Magic Lamp ist gleichzeitig ein Beamer und eine WLAN-Deckenleuchte, die sich dimmen und von kühles in warmes Weiß umschalten lässt. Sprachbedienung und smarte Automatikregeln sind vorerst auf den chinesischen Herkunftsmarkt abgestimmt, sollen aber bei einem etwaigen Europa-Start um hierzulande relevante Dienste ergänzt werden.

Insgesamt lohnt sich für Smart-Home-Fans speziell die Halle 5.2, weitere Infos zu den dort vertretenen Herstellern bietet der Hallenplan im Aussteller- und Produktverzeichnis der IFA 2022.

(uk)