IPv4-Adressen gehen in Europa zur Neige
Da der Pool an freien, ungenutzten IPv4-Adressen beim RIPE deutlich zusammenschrumpft, ändert das RIPE planmäßig die Vergaberegeln für die noch verbleibenden Adressen. In gut einem Monat könnten sich diese Regeln jedoch erneut verschärfen.
Da der Vorrat an freien, ungenutzten IPv4-Adressen beim europäischen IP-Adressverwalter Réseaux IP Européens (RIPE) deutlich auf etwa 22 Millionen zusammengeschrumpft ist, hat das RIPE heute eine neue Phase in der Vergabe dieser IPv4-Adressen eingeläutet. Eingehende Zuteilungsanträge werden jetzt noch genauer geprüft und exakt in der Reihenfolge abgearbeitet, in der sie eingehen.
Geht man von der aktuellen Verbrauchsquote aus, könnte die Differenz von knapp 4 Millionen IPv4-Adressen bis zum Erreichen des letzten, jedoch reservierten /8-Blocks noch für einen weiteren Monat ausreichen. Beobachter schätzten allerdings, dass dieser letzte Rest auch sehr viel schneller ausgegeben werden kann. Um für Transparenz zu sorgen, wird das RIPE NCC ab Mittwoch täglich veröffentlichen, wie viele Adressen noch verfügbar sind.
Während diese Vergabeendspurts sollen auch an das RIPE zurückgegebene IPv4-Adressen schneller wieder freigeben werden: Unmittelbar bevor man beim RIPE die ultimative Reserve eines einzigen /8-Blockes erreicht, wird die Quarantäne für "gebrauchte Adressen" auf eine einzige Woche verkürzt. Das kann zu Problemen führen, wenn diese Adressen zuvor auf schwarzen Listen – etwa Anti-Spam-Listen – standen.
Das Interesse an den gebrauchten Adressen dürfte in Zukunft sehr steigen: Nähert sich der RIPE-IPv4-Adress-Pool der Marke von nur noch einem /8-Block, vergibt der Adressverwalter nur noch winzige Pakete (/22-Block, 1024 Adressen) an die Antragsteller – egal wie viele diese tatsächlich beantragt haben. Zusätzlich haben die RIPE-Mitglieder spezielle Reservepools für neue Internetknotenpunkte und "unvorhergesehene Entwicklungen" vorgesehen und reserviert.
Erwartet man beim RIPE NCC ein florierendes Geschäft mit dem Verkauf von IPv4-Adressen? "Wenn die eine Quelle versiegt, werden andere auftauchen", schätzt Axel Pawlik, Geschäftsführer des RIPE NCC. Er erwarte mehr Transfers. Allerdings hoffe er auch, dass das Nachfolgeprotokoll IPv6 mit der Knappheit endgültig abhebe. (rek)