ISIS betrieb angeblich eine Covid-19-Betrugsseite

Die islamistische Terrororganisation sammelte über eine betrügerische Website für Mund- und Nasenschützer gegen Covid-19 Geld ein.

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ISIS betrieb angeblich eine Covid-19-Betrugsseite

Unter der Web-Adresse facemaskcenter.com erscheint nun ein Beschlagnahme-Hinweis der US-Behörden.

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Von
  • Michael Link

Die islamistische Terrororganisation ISIS betrieb angeblich die Covid-19-Betrugsseite FaceMaskCenter.com, die laut US-Justizministerium Bestandteil eines Geldbeschaffungsprogramms war. Die Internetseite wurde zwischenzeitlich vom Netz genommen.

Wie zuerst Wired auf ihrer Website berichtete, hatte das Justizministerium Hunderte von Bitcoin- und Ethereum-Konten und einige Millionen US-Dollar beschlagnahmt sowie vier Websites bekannter Extremistengruppen stillgelegt, einige betrieben von ISIS, den al-Qassam-Brigaden oder der Al Qaida. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den beschlagnahmten Kryptogeldern um "die bisher größte Beschlagnahme von Kryptowährung durch die Regierung im Zusammenhang mit Terrorismus".

Als besonders dreist sticht laut Gerichtsakten das Vorgehen eines mutmaßlichen ISIS-Agenten hervor, der angeblich eine Betrugswebsite für persönliche Schutzausrüstung von Covid-19 betrieben hat: FaceMaskCenter.com.

Laut Sicherheitsforschern kommt die ISIS-Beteiligung an der Geschäftemacherei mit der Angst vor Covid-19 nicht überraschend. Wired zitiert dazu Mark Turnage, Geschäftsführer von DarkOwl, einer Sicherheitsfirma, die seit Monaten Covid-19-Betrügereien verfolgt: "Wir haben gesehen, wie eine riesige Menge an illegalen Materialien von persönlicher Schutzausrüstung verkauft und nie ausgeliefert wurde", sagt er. "Dass ISIS beschlossen hat, in dieses Geschäft einzusteigen, ist nicht überraschend. Jeder ist ein Kapitalist. Sie nutzen auch die Pandemie aus."

Eine Zivilklage beschreibt, wie eine vertrauliche Quelle einen ISIS-Vermittler mit dem Decknamen Murat Cakar eingesetzt haben soll, um die Website zu betreiben und außerdem vier Facebook-Konten unterhielten, die Werbung dafür machten. Cakar soll auch für die Verwaltung weiterer ISIS-Hacking-Operationen verantwortlich ist.

Die Website FaceMaskCenter.com warb mit zugelassenen und im US-Raum gängigen N95-Gesichtsmasken sowie einer breiten Palette anderer Schutzausrüstung. Nun verkauft die Website nichts mehr, zu sehen ist nur ein Beschlagnahmebescheid.

Nicht klar ist, ob die Betreiber schlicht gar keine Ware lieferten oder möglicherweise auch nur minderwertige. Auf Letzteres lässt die Zivilklage schließen: Sie stellt heraus, dass die auf der Website angebotenen Masken von einem türkischen Unternehmen stammten und nicht den FDA-Standards entsprochen haben sollen. Als ein US-amerikanischer Kunde FaceMaskCenter kontaktierte, antwortete seltsamerweise ein Syrer mit Wohnsitz in der Türkei mit einem Angebot für die zu jener Zeit aufgrund der allgemeinen Knappheit an Masken aberwitzig hoch erscheinenden Zahl von 100.000 Mund- und Nasenschützern. Merkwürdig auch: Die Betreiber gaben auf ihrer Website an, bereits seit 1996 zu bestehen. Tatsächlich ist die Domain erst im Februar 2020 registriert worden.

(mil)