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IT-Branche drÀngt auf schlanke Stiftung Datenschutz

Stefan Krempl

Der Branchenverband Bitkom hĂ€lt beim geplanten "Daten-TÜV" eine GeschĂ€ftsstelle mit 30 Mitarbeitern nicht fĂŒr nötig. Das Rad mĂŒsse fĂŒr die Kernaufgaben der Auditierung und Zertifizierung nicht neu erfunden werden.

Der IT-Verband Bitkom [1] macht sich im Streit um die geplante Stiftung Datenschutz [2] fĂŒr eine rasche und schlanke Lösung stark. "Wir brauchen keine GeschĂ€ftsstelle mit 30 Leuten", meinte der PrĂ€sident der Branchenvereinigung, Dieter Kempf, am Dienstag in Berlin. Das Rad mĂŒsse fĂŒr die Kernaufgaben der Stiftung nicht neu erfunden werden. Nun sei es wichtig, einfach mal loszulegen und eventuelle Konstruktionsfehler gegebenenfalls im laufenden Betrieb zu korrigieren.

PrĂŒfgesellschaften wie der TÜV, die DEKRA oder andere Institute zur QualitĂ€tssicherung stehen dem Branchenvertreter zufolge bereit, um einen Zertifizierungsrahmen mit Leben zu fĂŒllen und Datenschutztests durchzufĂŒhren. Entscheidend sei es dafĂŒr, einen Katalog Ă€hnlich etwa wie zum Grundschutz-Handbuch des Bundesamts fĂŒr Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu erstellen. Dieser mĂŒsse gut sich auch auf mittelstĂ€ndische Betriebe herunterbrechen lassen. FĂŒr diese seien die Anforderungen naturgemĂ€ĂŸ deutlich niedriger als fĂŒr Konzerne. Mittelfristig seien auch unterschiedliche GĂŒtesiegel denkbar. ZunĂ€chst solle aber probiert werden, ob man mit einem Zertifikat auskommt.

Als Vorbild fĂŒr den Datenschutz-Check hĂ€lt Kempf das System der WirtschaftsprĂŒfung fĂŒr geeignet. So könnten die kontrollierenden Institutionen auch GebĂŒhren erheben und LizenzbetrĂ€ge an die Stiftung abfĂŒhren. Auf diesem Weg könne man viel bewegen. Notfalls hĂ€tten auch einige Unternehmen aus der Branche bereits signalisiert, bei Budgetproblemen das Stiftungsgeld zu erhöhen. GrundsĂ€tzlich sei es aber nicht möglich, bei einem anfĂ€nglichen Ausstattungsvolumen von zehn Millionen Euro eigene Vergleichstest durchzufĂŒhren.

Mit dem Bundesinnenministerium ist sich der Bitkom laut Kempf bereits einig. Die WĂŒnsche des Bundesjustizministeriums gingen aber ĂŒber diesen Ansatz hinaus. Ressortchefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und die Liberalen plĂ€dieren fĂŒr eine umfassendere Ausrichtung der Stiftung und wollen ihr auch weitergehende Checks und AufklĂ€rungsarbeit als Kernaufgaben zuweisen. Innen- und Justizministerium debattieren Noch immer [3] ĂŒber die Satzung der Stiftung, die eigentlich schon im vergangenen Jahr ihre Arbeit aufnehmen sollte.

Bitkom-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Bernhard Rohleder wies ergĂ€nzend auf die Gefahr hin, dass der vorgesehene Stiftungsbeirat zu sehr aufgeblĂ€ht werde. Mehr als 30 Institutionen hĂ€tten hier schon Mitspracherechte eingefordert. Das eigentliche Machtzentrum stelle aber der Verwaltungsrat dar, der nur mit drei Personen besetzt werden solle. Der Bitkom spricht sich dafĂŒr aus, dass ein Vertreter der Wirtschaft dabei ist, die Entscheidung obliegt aber der Bundesregierung. Rohleder plĂ€dierte zudem dafĂŒr, Auditierung und Zertifizierung getrennt voneinander durchzufĂŒhren. Er betonte ferner, dass es auch im Lager der Datenschutzbeauftragten unterschiedliche Sichtweisen zur Anlage der Einrichtung gebe. (vbr [4])


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https://www.heise.de/-1434542

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.bitkom.org/
[2] https://www.heise.de/news/Stiftung-Datenschutz-soll-bald-fluegge-werden-1188474.html
[3] https://www.heise.de/news/Stiftung-Datenschutz-loest-neuen-Koalitionsstreit-aus-1235108.html
[4] mailto:vbr@heise.de