IT-Dienstleister weiter auf Wachstumskurs

Die starke Nachfrage rund um die Digitalisierung ließ die Einnahmen von IT-Dienstleistern 2023 um durchschnittlich 9,7 Prozent steigen.

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Symbolbild Wirtschaftswachstum, Münzen, Taschenrechner, Pfeil

(Bild: iX)

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Von
  • Achim Born

Starkes Wachstum bei IT-Dienstleistern: Die schwache Konjunktur und die weltweiten Krisenherde wirkten sich auf ihre hiesigen Geschäfte 2023 allenfalls minimal aus. Ihre Umsätze stiegen im vergangenen Jahr um durchschnittlich 9,7 Prozent. Der Zuwachs fiel demnach zwar gut drei Prozentpunkte niedriger als in den Boom-Jahren 2021 und 2022 aus, er lag allerdings leicht über dem durchschnittlichen Plus der vergangenen zehn Jahre. Neben einer starken Nachfrage rund um die digitale Transformation und den Aufbau digitaler Geschäftsmodelle trug die Preissteigerung bei den Honoraren zu den fast zehn Prozent Wachstum bei.

Das sind die ersten Ergebnisse der aktuellen Studie "Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland" von Lünendonk & Hossenfelder, deren vollständige Fassung Ende Juli veröffentlicht werden soll. Die vom Mindelheimer Marktforschungs- und Consulting-Unternehmen analysierten 95 Dienstleister repräsentierten mit einem Marktvolumen von knapp 34 Milliarden Euro circa 70 Prozent des hiesigen allgemeinen Dienstleistungs- und Service-Geschäftes nach Bitkom-Lesart (Grafik 1). Die in den jährlichen Lünendonk-Rankings gelisteten 25 führenden IT-Berater und Systemintegratoren kamen gemeinsam mit den 25 Pendants des korrespondierenden IT-Services-Rankings bereits auf 31 Milliarden Euro Umsatzvolumen respektive einen Anteil von 63 Prozent am Gesamtmarkt.

Die IT-Dienstleister in der Studie repräsentieren nicht das komplette, aber einen Großteil des Marktvolumens in Deutschland.

(Bild: Lünendonk & Hossenfelder GmbH)

Rangfolge und Namen der Top 25 (Registrierung erforderlich), die mehr als 60 Prozent des Umsatzes mit Beratung, Systemintegration, Softwareentwicklung und -einführung erzielen, entspricht weithin der Vorjahres-Liste. Erwartungsgemäß behauptete Accenture (3,3 Milliarden Euro, plus 13,8 Prozent) den vordersten Platz vor Capgemini (2,25 Milliarden Euro, plus 9,8 Prozent) und IBM (2,0 Milliarden Euro, plus 8,1 Prozent). Die Ismaninger msg systems AG (970,2 Millionen Euro, plus 7,5 Prozent) schob sich in der aktuellen Rangliste vor die hiesige Dependance des indischen IT-Konzerns Tata Consultancy Services (958,1 Millionen Euro, plus 3,2 Prozent).

Mit einem Umsatzplus von rund 28 Prozent auf 930,6 Millionen Euro zählte Adesso auf Platz 6 zu den am stärksten wachsenden Unternehmen – sowohl durch ein organisches als auch anorganisches Wachstum. Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder, ist überzeugt, dass das Dortmunder Unternehmen genauso wie msg in diesem Jahr die Umsatzhürde von einer Milliarde Euro nehmen kann.

Gleichfalls signifikante Umsatzsteigerungen von mehr als 20 Prozent erzielten 2023 Materna (Platz 12, 538 Millionen Euro, plus 21,6 Prozent), Senacor (Platz 19, 247,1 Millionen Euro, plus 23,8 Prozent), Conet (Platz 20, 229,5 Millionen Euro, plus 20,2 Prozent), init (Platz 21, 223,7 Millionen Euro, plus 32,1 Prozent) und BridgingIT (Platz 24, 137,5 Millionen Euro, plus 21,1 Prozent). Letzteres Unternehmen ist ferner der einzige Anbieter, dem der Sprung in das aktuelle Top 25 gelang; dagegen musste sich die Internetagentur team neusta verabschieden.

Vor allem der Bereich Data & Analytics legte im Jahresvergleich deutlich zu.

(Bild: Lünendonk & Hossenfelder GmbH)

Den Spitzenplatz in der Rangfolge der IT-Dienstleister, die mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen mit Outsourcing, Hosting, Managed Services und anderen RZ-Diensten erwirtschaften, verteidigte T-Systems. Die Telekom-Tochter kam auf einen geschätzten Umsatz von 2,95 Milliarden Euro (plus 1,7 Prozent). Den zweiten Platz besetzte NTT Data, mit einem Plus von 8,2 Prozent auf 2,38 Milliarden Euro verbesserten Deutschlandumsatz, vor Atos (1,85 Milliarden Euro, minus 3,6 Prozent), DXC (1,30 Milliarden Euro, minus 3,8 Prozent) und der IBM-Abspaltung Kyndryl (700 Millionen Euro, minus 5,4 Prozent). Durch die Übernahme des Engineering-Dienstleisters ASAP (625 Millionen Euro, plus 47,4 Prozent) kletterte das indisch-stämmige Unternehmen HCL zwei Ränge hoch auf nun Rang 6. Ein überdurchschnittliches Wachstum verbuchten zudem Akquinet (Platz 19, 81,2 Millionen Euro, plus 24,9 Prozent), Convotis (Platz 22, 63 Millionen Euro, plus 43,2 Prozent) sowie die Neueinsteiger Operational services (Platz 13, 178 Millionen Euro, plus 23,6 Prozent) und HBSN (Platz 24, 48,5 Millionen Euro, plus 27,6 Prozent). Neu im Ranking vertreten sind auch Oediv (Platz 14, 126 Millionen Euro, plus 11,5 Prozent) und I.T.E.N.O.S. (Platz 17, 100,8 Millionen Euro, plus 19,7 Prozent). Beide Unternehmen erzielen mehrheitlich Umsätze außerhalb ihrer jeweiligen Mutterkonzerne Oetker beziehungsweise Telekom.

Auch für die nächsten Jahre ist aus Sicht der IT-Dienstleister Optimismus angesagt – auch wegen des Fachkräftemangels.

(Bild: Lünendonk & Hossenfelder GmbH)

Eine Wachstumsdelle müssen die IT-Dienstleister in näherer Zukunft nicht befürchten. Im Gegenteil: Analyst Zillmann erwartet, dass trotz der weiterhin schwächelnden volkswirtschaftlichen Entwicklung "IT-Dienstleister auch in den nächsten Jahren eine hohe Nachfrage erfahren" werden. Dafür sollen weiterhin die digitale Transformation und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sowie der Wunsch nach Effizienzsteigerungen sorgen. Aktuell sind es vor allem (generative) KI, Cloud, Cyber-Security und Automatisierungslösungen, die den Bedarf an externen IT-Dienstleistungen ankurbeln. Größter Treiber bleibt nach Einschätzung von Zillmann allerdings der sich weiter verschärfende Mangel an IT-Experten, der die Nachfrage nach externer Hilfe weiter nach oben treibt und damit zu einer aus Anbieterperspektive erfreulichen Honorarentwicklung führt. Die von Lünendonk & Hossenfelder befragten Unternehmen erwarten jedenfalls für 2024 und 2025 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 10,7 Prozent beziehungsweise 12,6 Prozent (Grafik 3).

(fo)