IT-Fusionen: Friss oder stirb!

Nach einer aktuellen Studie wurden im ersten Halbjahr 1999 weltweit 2900 IT-Fusionen und Firmenaufkäufe registriert.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Benjamin Beyer

In der IT-Branche rollt die Fusionswelle. Bereits im ersten Halbjahr 1999 hat die Investment-Bank Broadway International weltweit 2900 Fusionen und Akquisitionen gezählt. Dabei investierten die beteiligten Firmen 545 Milliarden US-Dollar, wie eine aktuellen Studie der Bank ausweist. Im gesamten Vorjahr waren es lediglich 488 Milliarden Dollar. Paul Deninger, Vorsitzender von Broadway International, meinte in einem Interview mit Reuters, dass der harte Wettbewerb zu Kooperationen oder Fusionen zwinge. Viele Firmen hätten häufig nur die Wahl zwischen kaufen oder gekauft werden.

Friss oder stirb! Wer sich dem Prinzip verweigere, würde schnell den Anschluss verlieren. Ein anderer Ausweg sei, selbst so stark zu wachsen, dass ein Aufkauf unmöglich wird. Um zum "Gorilla" (Deninger) zu werden, bedürfe es im sich rasant entwickelnden Technologiesektor meist nur fünf Jahre. So sei auch das schnelle Wachstum von Firmen wie Amazon oder Yahoo zu erklären. Einen weiteren Grund für den Fusionsdrang der Unternehmen macht Deninger auch bei den Aktionären aus. Die Investoren bewerteten Zusammenschlüsse heute deutlich positiver, als in den 80er Jahren. Daraus ergebe sich ein Druck zum schnellen Wachstum. Aus den meisten Fusionen seien schließlich starke Firmen hervorgegangen.

Dem widerspricht allerdings eine aktuelle deutsche Studie. Nach Erkenntnissen des IT-Managementberaters CMG scheitern hier zu Lande die meisten Firmenzusammenschlüsse. Laut CMG besteht der Hauptgrund für Übernahmen und Fusionen in der IT-Branche in dem erhofften Wachstum. Auffallend oft werde aber auch fusioniert, um sich rar gewordene Fachkräfte einzuverleiben. Außerdem wollen sich Firmen Standortvorteile sichern. Deshalb häuften sich auch die Kooperationen zwischen europäischen und US-amerikanischen IT-Firmen.

Fusioniert werde zwar oft und gerne, aber häufig stehe die Verschmelzung nur auf dem Papier. Meist werde die Struktur des neuen Partners sträflichst vernachlässigt. Selten käme es daher zu einer vorteilhaften Integration, die auch die hohen Erwartungen erfüllt. "Aber das hindert niemanden, einfach weiterzumachen", sagt CMG-Chef Bernd Lantermann. Das sieht Bankchef Deninger ganz anders. Seiner Meinung nach haben deutsche IT-Firmen bei Fusionen noch einen Nachholbedarf. Sie fusionierten im internationalen Vergleich immer noch recht selten. Benjamin Beyer (em)