IT-Medizin-Messe ConHIT: Die NSA und die Gesundheitskarte

Die "Datenautobahn" für Gesundheits-IT ist sicher, die elektronischen Patientenakten auf ihr sind es auch und der "Autoschlüssel" elektronische Gesundheitskarte schließt alles vor den Spionen der NSA ab: Auf der ConHIT fehlte kritischer Gegenwind.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

"Gesundheitsdaten und die NSA – Haben Patienten in Deutschland ein Spionageproblem?", lautete das Thema der Podiumsdiskussion zum Auftakt der Medizin-IT-Messe ConHIT. Entsprechend der Brisanz war der Kongresssaal zunächst gut gefüllt, doch der leerte sich, als bekannt wurde, dass CCC-Sprecherin Constanze Kurz als Kritikerin der Gesundheitskarte trotz Zusage nicht erschien. So hatten die anwesenden Befürworter ein leichtes Spiel.

Arno Elmer, Geschäftsführer der für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte zuständigen Projektgesellschaft Gematik, freute sich: Selbst die Hardliner der NSA-Kritiker hätten nicht nach der möglichen Unsicherheit von Patientendaten gefragt. "Also ist die Botschaft angekommen, dass wir etwas für den Datenschutz machen und das richtig machen." Nach seinen Angaben wird die telematische Infrastruktur des Gesundheitswesens ein Niveau erreichen, "das es in Deutschland noch nicht gibt. Damit sind wir dann europaweit Marktführer."

Elmer berief sich auf den NSA-Whistleblower Edward Snowden und seine Aussage, dass Verschlüsselung hilft: "Wir verschlüsseln richtig." Zudem verwies er auf den ehemaligen Bundesdatenschützer Peter Schaar, der für die Gesundheitskarte seine Hand ins Feuer legen würde. Elmer beschrieb die telematische Infrastruktur als Datenautobahn, auf der Gesundheitsdaten als Autos verkehren und der Versicherte mit der Gesundheitskarte den Autoschlüssel besitzt.

Ex-Staatssekretär Daniel Rühmkorf schwärmte von der "benutzergeführten Patientenakte", mit der ein partnerschaftliches Modell in der Arzt-Patienten-Kommunikation möglich werde. Dies ginge nur, wenn die Ärzte nicht in ihrer "Opferrolle" bleiben und auf dem deutschen Ärztetag sich positiv für die telematische Infrastruktur entschieden.

Stefan Holzapfel von der neu gegründeten Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions stellte den Ablauf der anstehenden Tests in den Testregionen vor, wobei Gematik-Chef Elmer den Anwesenden Zuhörern versprach: "Ab heute in zwölf Monaten sind wir der Erprobung." Nach Angaben der Telekom soll die Bereitschaft von Ärzten in der Testregion Südost (Bayern und Sachsen) am Online-Test der Gesundheitskarte teilzunehmen, sehr groß sein. Abseits der ConHIT forderte die Freie Ärzteschaft die Ärzte in den beiden Testregionen Nordwest und Südost auf, die Online-Tests zu boykottieren.

[Update 21.05.2014 14:27]

Constanze Kurz widerspricht der Darstellung der Veranstalter, dass sie trotz Zusage nicht zu der Podiumsdiskussion erschienen sei. Sie habe vielmehr schon vor Monaten den Termin absagen müssen und dies den Veranstaltern auch mitgeteilt. (anw)