ITER soll neuen Zeitplan bekommen

Die Projektbetreiber des Kernfusions-Forschungsprojekts ITER reagieren auf einige technische und andere Probleme in den vergangenen Jahren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 134 Kommentare lesen
Segment des Vakkumgefäßes

Ein Segment des Vakuumgefäßes, das repariert werden muss.

(Bild: ITER)

Lesezeit: 2 Min.

Für das internationale Kernfusionsprojekt International Thermonuclear Experimental Reactor (ITER) zeichnet sich ein neuer Zeitplan ab. Auf dem jüngsten Treffen des ITER Council wurde über eine Reform beraten, durch die das Projektmanagement "rationalisiert" und der Qualitätskontrolle erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Beispielsweise sollen die Tests vor der Montage von Komponenten verbessert werden. Zudem müsse auf Verzögerungen reagiert werden, die durch die Coronavirus-Pandemie und "technische Herausforderungen" entstanden seien.

Nach etwa zwei Jahren Beratungen über die Reform ergab sich, dass ab Jahr 2035 in dem Forschungsreaktor zunächst mit Deuterium-Deuterium (DD) gearbeitet werden soll, gefolgt von einem Betrieb mit voller Magnetenergie und Plasmastrom. Kommende Woche werde ITER-Generaldirektor Pietro Barabaschi Einzelheiten dazu vorstellen, heißt es in einer Mitteilung der ITER-Rats (PDF). Wenn diese Schritte gegangen seien, könne das Projekt zur Fusion von Deuterium mit Tritium übergehen. DD eignet sich auch dazu, zu erforschen, wie ein Fusionsplasma hergestellt und erhalten werden kann. Deuterium lässt sich wesentlich einfacher herstellen als Tritium. Letzteres ist zudem im Gegensatz zu Deuterium radioaktiv.

Das ist nicht die erste Änderung des ITER-Zeitplans. Ursprünglich sollte der 2006 von der EU zusammen mit den USA, China, Indien, Japan, Russland und Südkorea initiierte Forschungsreaktor im süfranzösischen Cadarache 2016 in Betrieb gehen. Ende 2015 gingen die Projektbetreiber davon aus, frühestens 2025 erstes Plasma zu zünden, dass das System nicht vor 2025 angeschaltet werden soll und die erste Deuterium-Tritium-Fusionsreaktion erst zehn Jahre später, also 2035 erreicht werde.

ITER: Der Kernfusions-Versuchsreaktor in Frankreich (95 Bilder)

Achtzehn D-förmige Ringfeldmagnete, die um das Vakuumgefäß herum platziert sind, sollen ein Magnetfeld erzeugen, dessen Hauptfunktion darin besteht, die Plasmapartikel zu begrenzen. (Bild: ITER)

Vor einem Jahr deutete sich bereits an, dass sich die Inbetriebnahme von ITER noch weiter verzögern werde, verursacht durch einige technische Probleme: Die Maße von Segmenten des Vakuumgefäßes weisen zu große Abweichungen auf. Auch gibt es Korrosionsspuren am Hitzeschild – dort könnte Helium austreten. Bei der Reparatur beziehungsweise Korrektur dieser Komponenten gebe es Fortschritte. Wie groß die sind, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In ITER soll schwerer Wasserstoff (Deuterium) mit superschwerem Wasserstoff (Tritium) zu Helium fusionieren, das ist erst ab Temperaturen zwischen 150 Millionen und 300 Millionen °C möglich. Daher soll das Plasma innerhalb einer ringförmigen Vakuumkammer durch ein starkes Magnetfeld eingehegt und durch verschiedene technische Verfahren erhitzt werden. Die dabei freigesetzten Neutronen kann das Magnetfeld nicht einschließen, dadurch werden Bauteile des Reaktors im Laufe der Zeit aktiviert, also selbst radioaktiv.

(anw)