Infineon dürfte mit guten Zahlen ins Jahr starten

Erstmals seit langem hat Infineon ein Geschäftsjahr mit einem Gewinn abgeschlossen. 2011 dürfte es weiter aufwärts gehen: Viele Baustellen sind abgeräumt, die weltweite Nachfrage nach Halbleitern ist weiter hoch, die Bücher sind voll.

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Von
  • dpa

Erstmals seit Jahren hat Infineon im vergangenen Geschäftsjahr mit einem Gewinn geglänzt – und angesichts der angesprungenen Weltkonjunktur und einem grundlegenden Umbau versprochen, diesmal dauerhaft auf Erfolgskurs zu gehen. An diesem Dienstag präsentiert der Halbleiterhersteller die Zahlen für das erste Quartal des seit Oktober laufenden Geschäftsjahrs.

Experten zufolge dürfte das zum 31. Dezember abgelaufene erste Viertel gut gelaufen sein. Für das gesamte Geschäftsjahr hatte Vorstandschef Peter Bauer bereits ein Umsatzplus von 10 Prozent in Aussicht gestellt. Die weltweite Nachfrage ist weiter hoch, an vielen Stellen arbeitet der Dax-Konzern an der Kapazitätsgrenze. Nach dem Verkauf der Handychipsparte Wireless Solutions (WLS) an den US-Branchenriesen Intel konzentriert sich Infineon auf die verbliebenen Sparten Automotive, Industrie und Sicherheitschips. Und vor allem in der Autoindustrie brummt es derzeit richtig. Auch in den anderen beiden Bereichen erwartet Bauer in den kommenden Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum.

In fünf Jahren soll der Konzern auch ohne Zukäufe einen Umsatz von rund 5 Milliarden Euro erwirtschaften. Im Geschäftsjahr 2009/2010 hatten die Münchner ohne das verkaufte Mobilfunkgeschäft rund 3,295 Milliarden Euro erlöst und wollen zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder eine Dividende ausschütten. Den Erfolg schreibt Bauer nicht nur dem kräftigen Aufschwung nach der Krise zu, sondern auch dem Umbau und der Schrumpfkur der vergangenen Jahre.

Die guten Zahlen sollen zudem helfen, die vielen unrühmlichen Kapitel in der Geschichte des 1999 von Siemens abgespaltenen Unternehmens vergessen zu machen. Immer wieder war der Konzern wegen Personalquerelen in die Schlagzeilen geraten, wirtschaftlich stand Infineon vor zwei Jahren am Rande des Ruins. Die spektakuläre Quimonda-Pleite im Januar 2009 kostete 12 000 Menschen den Job und riss die Konzernmutter beinahe mit in die Tiefe.

Auch an der Personalfront herrscht derzeit Ruhe. Der jahrelange Streit mit Ex-Vorstandschef Ulrich Schumacher ist beigelegt, wenngleich der ausgehandelte Vergleich nicht gerade ein Triumph für die Münchner war. Sie zahlen Schumacher von 2018 an ein jährliches Ruhegehalt von 560 000 Euro. Im Gegenzug verzichten beide Seiten auf weitere Ansprüche. Schumacher war 2004 nach einem Zerwürfnis im Infineon-Vorstand als Chef abgelöst worden. Dem Vergleich muss noch die Hauptversammlung am 17. Februar zustimmen. Dort dürfte auch ein weiterer Streit ein Ende finden: Der frühere Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber soll in den Aufsichtsrat gewählt werden, danach auch den Vorsitz des Kontrollgremiums übernehmen und damit den bisherigen Chefaufseher Klaus Wucherer ablösen. Anfang des Jahres hatte ein beispielloser Streit um die Spitze des Gremiums das Aktionärstreffen überschattet. Wucherer hatte sich auf der Versammlung in einer dramatischen Kampfabstimmung gegen einen Gegenkandidaten durchgesetzt und danach angekündigt, nur ein Jahr im Amt zu bleiben. (cp)